Nanjing - Die börsenotierte oberösterreichische Linz Textil-Gruppe macht ihren ersten Schritt aus Europa hinaus. Die Nummer eins bei der Produktion von Viskosegarnen in Europa hat nunmehr mit dem Bau ihrer Viskosegarnspinnerei in Nanjing in China begonnen. Das Investitionsvolumen in der ersten Ausbauphase beträgt 16 Mio. Euro und stammt fast ausschließlich aus Eigenmitteln, sagte Linz Textil-Asien-General Manager Peter Vitz am Sonntag bei einem Pressegespräch vor österreichischen Journalisten in Nanjing.

"Asien ist ein Muss"

Habe es bisher vom Haupteigentümer und Linz Textil-Chef Dionys Lehner immer nur geheißen "never China", so sei China in der Zwischenzeit ein "Muss", so Vitz, der die Bauarbeiten in Nanjing koordiniert. "Schaut's euch das an", habe Partner Lenzing gemeint. "Aus strategischen Gründen ist es unerlässlich, nach Asien zu gehen. In China und Indien mit ihren zweistelligen Wachstumsraten wird in Zukunft die textile Musik spielen", ist Vitz überzeugt.

Das Werk wird in unmittelbarer Nähe des gestern offiziell eröffneten Viskosewerks Lenzing Nanjing errichtet. Der oberösterreichische Faserhersteller Lenzing, der das Vormaterial liefert, ist bereits in Österreich Partner von Linz Textil, ohne dass die beiden Unternehmen auf Eigentümerebene verschränkt sind. Haupteigentümer von Linz Textil ist Dionys Lehner, der die Gruppe über Privatstiftungen mit rund 63 Prozent kontrolliert. Der Streubesitz beträgt aktuell rund 35 Prozent. In der Gruppe sei man gerade dabei, eine neue Organisationsstruktur zu erarbeiten.

Noch vor dem chinesischen Neuen Jahr 2008, das in die zweite Februar-Woche fallen wird, soll der Rohbau der Spinnereien in Nanjing fertiggestellt sein. Nach der darauffolgenden Installation der Maschinen soll im zweiten Quartal 2008 mit der Produktion begonnen werden. Die Produkte sind ausschließlich für den chinesischen Markt gedacht.

100 Mitarbeiter

Mit 15 Maschinen und rund 100 Mitarbeitern werden in dieser ersten Ausbauphase pro Tag 35 Tonnen Garne gesponnen. Wenn der Markt gut laufe, sei - ähnlich wie beim 500 Meter entfernten Lenzing-Werk - sehr schnell eine Verdoppelung der Kapazität möglich, sagte Vitz. "Wir erwarten uns in China einen ähnlich fulminanten Start wie Lenzing."

In Linz werden pro Tag 50 Tonnen Viskosefasern versponnen. Die Jahresproduktion beträgt derzeit 18.000 Tonnen. Mit der ersten Ausbaustufe in Nanjing werden mehr als 50 Prozent bzw. 10.000 Tonnen hinzukommen. Die gesamte Gruppe beschäftigt 800 Mitarbeiter und setzte 2006 konsolidiert rund 162 Mio. Euro um. Um in China Gewinne zu schreiben, werde es voraussichtlich etwas länger als ein Jahr dauern, so Vitz. Die rasant steigenden Faserpreise könnten an die eigenen Kunden zwar nicht 1 : 1 weitergegeben werden, trotzdem schätzt der Linz Textil-Manager die Situation derzeit als sehr gut ein.

Bisher wurde sehr wenig nach Asien exportiert, obwohl die Exportquote des Unternehmens bei 85 Prozent liegt. "Unser Ziel ist es, in China die besten Garne mit der besten Qualität zu spinnen", so Vitz. Eine ähnliche Vorgangsweise - nämlich die Errichtung einer Spinnerei - sei auch für Indien angedacht, wo Lenzing gerade dabei ist, ein Werk zu errichten. (APA)