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Nawaz Sharif wurde unmittelbar nach seiner Ankunft am Flughafen verhaftet

Fotos: Reuters/Petr Josek

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Neue Proteste in Pakistan: Anhänger des früheren Premiers Nawaz Sharif demonstrierten in Rawalpindi. Der 1999 vom heutigen Staats-präsidenten Musharraf gestürzte Regierungs-chef kehrte aus dem Exil zurück und wurde gleich abgeschoben.

Foto: EPA/Mughal
Pakistans bedrängter Staats- und Armeechef Musharraf machte kurzen Prozess: Seinen ärgsten Rivalen, Ex-Premier Sharif, ließ er aus dem Exil kommend gleich aus dem Land weisen.

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Islamabad/Neu-Delhi - Der Traum vom glanzvollen Comeback war schnell ausgeträumt. Nach sieben Jahren Exil wollte Ex-Premier Nawaz Sharif am Montag in einem Triumphzug nach Pakistan zurückkehren, um Staats- und Armeechef Pervez Musharraf herauszufordern. Doch Musharraf fackelte nicht lange und ließ seinen alten Erzfeind umgehend wieder außer Landes befördern. Noch auf dem Internationalen Flughafen von Islamabad wurde Sharif am Montag in der VIP-Lounge festgenommen und nur vier Stunden nach seiner Ankunft wieder ausgeflogen. Ziel war laut Berichten seine alte Exil-Heimat Saudi-Arabien.

Musharrafs Angst vor dem populären Chef der Muslim-Liga war offenbar so groß, dass er damit sogar ein Urteil des Obersten Gerichtes missachtete. Dieses hatte im August entschieden, dass Sharif nach Pakistan zurückkehren darf. Für Musharraf kam dies einem Albtraum gleich. Die beiden Männer gelten als Erzfeinde, seit Musharraf Sharif 1999 in einem unblutigen Putsch stürzte. Der Militärherrscher, der sich nun als Präsident zur Wiederwahl stellen muss, kämpft verzweifelt um die Macht. Sharif, das glaubten viele Kommentatoren, wäre sein gefährlichster Widersacher geworden.

In Islamabad und einzelnen anderen Städten kam es nach der Ausweisung von Sharif zu Krawallen und Unruhen. Anhänger Sharifs lieferten sich Schlachten mit Sicherheitskräften. Die Regierung hat massive Sicherheitsvorkehrungen ergriffen. Der Flughafen von Islamabad wurde großräumig abgesperrt, Kundgebungen waren verboten, und hunderte Unterstützer von Sharif vorsorglich festgenommen worden.

Sharif war am Morgen aus London in der Hauptstadt Islamabad eingetroffen, im Gefolge hatte er Parteifreunde und Journalisten. In einer Art Triumphzug wollte er dann einen Autokorso von Islamabad in seine Heimatstadt Lahore anführen. Er wurde aber nach der Ankunft festgenommen und zunächst in einem Hubschrauber in Richtung seiner Heimatprovinz Punjab geflogen. Der Hubschrauber drehte später bei und flog zurück nach Islamabad. Dort wurde Sharif in einen Airbus verfrachtet, um angeblich nach Saudi-Arabien zu fliegen.

Zehn Jahre Exil

Die Ausweisung Sharifs kam nicht überraschend. Nach mehreren Monaten im Gefängnis hatte er 2000 unter Vermittlung von Saudi-Arabien mit der Regierung ein Abkommen getroffen, wonach er für zehn Jahre im Exil bleibt, um eine lebenslange Haftstrafe zu vermeiden. Nicht nur das saudi-arabische Königshaus hatte ihn nun inständig gemahnt, sich an den Handel zu halten und von einer vorzeitigen Rückkehr abzusehen. Auch Pakistans Regierung hatte ihm kaum verhohlen mit Haft oder Deportation gedroht.

Die EU verurteilte die Abschiebung Sharifs. Die entscheidende Frage ist aber, wie die USA dazu stehen. Zwar drängt Washington seinen Schlüsselverbündeten im Anti-Terror-Kampf, auf den Pfad der Demokratie zurückzukehren. Eine Machtübernahme durch Sharif und seine Muslim-Liga käme den USA allerdings wohl weniger gelegen. Sie setzen auf einen Pakt zwischen Musharraf und der früheren Regierungschefin Benazir Bhutto. Musharrafs Unterstützerpartei, die Pakistanische Muslim-Liga (Q), die eine Abspaltung von Sharifs Muslim-Liga (N) ist, hat dagegen aber Widerstand angedroht. (Christine Möllhoff/DER STANDARD, Printausgabe, 11.9.2007)