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Die ÖVP will jährliche Pflegeberichte um Heime "überprüfen und benoten" zu können.

Foto: AP/JAN BAUER
Wien - ÖVP-Sozialsprecher Werner Amon fordert Sozialminister Erwin Buchinger auf, jährlich einen Pflegebericht über die Situation vor allem der Pflegeheime vorzulegen. In Deutschland haben die Koalitionsparteien CDU und SPD zuletzt angesichts eines Pflegequalitätsberichts, wonach jeder dritte alte Mensch nicht angemessen versorgt wird, eine regelmäßige Überprüfung und Benotung von Pflegeheimen verlangt. Eine solche Kontrolle sollte es auch in Österreich geben, sagte Amon gegenüber der APA.

Prävention und Standards

Er sehe dies aber nicht als Misstrauen gegenüber den Heimen, sondern es gehe um die Prävention einerseits und um einheitliche Standards andererseits. Die Situation in Deutschland sei jedenfalls nicht 1:1 auf Österreich übertragbar. Aber es gebe auch in Pflegeheimen beispielsweise in Wien und Steiermark Mängel. So hätte sich gezeigt, dass oft Personal fehle oder unqualifiziertes Personal medizinische Tätigkeiten übernehme. Amon: "Wie überall gibt es auch hier schwarze Schafe. Da macht es durchaus Sinn, präventiv tätig zu sein". Denn "wer gute Arbeit macht, braucht sich nicht vor Evaluierungen zu fürchten".

"Wundersame Geldvermehrung"

Der ÖVP-Sozialsprecher gab zu bedenken, dass 80 Prozent der Pflege zwar noch zu Hause stattfinde, aber der Anteil der älteren Menschen, die in Heimen lebten, werde immer größer. Daher müsse man rechtzeitig auch begleitende Maßnahmen setzen, um Missstände wie in Deutschland bei uns zu vermeiden. Es sei natürlich "kein Zweifel, dass die Finanzierungsfrage das Hauptproblem" sei. Aber auch hier müsse Buchinger Vorschläge präsentieren. "Das ist eine Herausforderung, die von Jahr zu Jahr größer wird. Der Sozialminister drückt sich aber herum". Jedenfalls werde es nicht ohne jede Form von Gegenfinanzierung gehen. Aus dem laufenden Budget seien diese Ausgaben nicht zu decken. Und allein nach dem Finanzausgleich zu rufen, sei zu wenig. "Das ist ja nicht die wundersame Geldvermehrung".

Auch FPÖ für Bericht

Die FPÖ fühlt sich durch die ÖVP-Forderung nach Einführung eines Pflegeberichts in Österreich bestätigt. FPÖ-Behindertensprecher Norbert Hofer wies in einer Aussendung auf den von seiner Partei geplanten Antrag zu einer umfassenden Erhebung der Situation im Pflegebereich hin, welchen er im Nationalrat einbringen will.

Um bestehende Mängel beheben und Missstände beseitigen zu können, müsse man erst einmal genau wissen, wo es solche gibt. Nur so könne sichergestellt werden, dass die Pflege- und Betreuungsbedürftigen genug essen und trinken, sich nicht wund liegen oder "vom Pflegepersonal aus Bequemlichkeit schon nachmittags ins Bett geschickt werden", so Hofer.

Grüne dafür, BZÖ skeptisch

Ein Pflegebericht speziell über die Situation in Pflegeheimen sei überfällig, erklärte die Grüne Behindertensprecherin Theresia Haidlmayr. Da die Pflegeheime in der Kompetenz der Länder liege, sei die ÖVP-Aufforderung an Sozialminister Erwin Buchinger (S) aber zu kurz gegriffen. Auch die Länder müssten hier mitmachen, sagte Haidlmayr in einer Aussendung.

BZÖ-Sozialsprecherin Ursula Haubner sprach von einem "einfachen Ablenkungsmanöver" der Volkspartei. "Die ÖVP hat trotz Warnungen des BZÖ gemeinsam mit der SPÖ den Pflegemurks von Buchinger beschlossen. Jetzt plagt einige ÖVP-Vertreter offenbar ein schlechtes Gewissen, weil sie erkannt haben, dass alt werden zu Hause und selbstbestimmt in Würde leben zu können mit dem Buchinger-Modell einfach nicht möglich ist", so Haubner.(APA)