Aufklärung müsse es sowohl für die Betroffenen und ihre Angehörigen als auch für diejenigen geben, die Zwangsverheiratungen durch frühzeitiges Einschreiten verhindern könnten. Sie wolle daher gemeinsam mit Lehrerfortbildungsinstituten Aufklärungsmaterialien für PädagogInnen entwickeln.
"Schwere Menschenrechtsverletzung"
"Zwangsverheiratungen stellen eine schwere Menschenrechtsverletzung dar, die wir konsequent verhindern und bekämpfen müssen", erklärte der Parlamentarische Staatssekretär im Berliner Familienministerium, Hermann Kues (CDU). Diese Form von Gewalt sei nicht wie oft behauptet vom Wesen her an den Islam gebunden. "Grund sind vielmehr patriarchale Strukturen", sagte Kues. "Wir müssen daher daran arbeiten, die betroffenen Frauen und Männer auf ihre Rechte aufmerksam zu machen und ihr Selbstbewusstsein zu stärken, damit sie sich zur Wehr setzen können." Außerdem sei es nicht nur ein Problem der Bevölkerung mit türkischem Migrationshintergrund, sondern etwa auch bei indischen oder pakistanischen Familien.
Nach Angaben des Sozialwissenschaftlers Rainer Strobl spielen religiöse Motive bei der Zwangsverheiratung nur eine untergeordnete Rolle. Vielmehr kämen sie vor allem im Familien mit einem stark belasteten Umfeld vor. In einer Studie, in der 331 Zwangsehen aus Berlin untersucht wurden, habe sich ergeben, dass ein Drittel der Väter arbeitslos war. Häufig handle es sich um Familien mit Suchtproblemen oder getrennt lebenden PartnerInnen. Auch sexueller Missbrauch in der Familie, etwa die Vergewaltigung des Mädchens durch den Vater oder einen älteren Bruder, spiele eine Rolle.
Abgrenzungsproblem