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Beide verfolgen die gleichen Ziele, doch das Jewish Welcome Service ist mit dem Handeln von "Letter of the Stars" nicht einverstanden.

Foto: ap/Punz
Wien - Das Jewish Welcome Service (JWS) hat sich vom Zeitgeschichteprojekt "A Letter To the Stars" distanziert und seine Unterstützung versagt. Grund ist die Weiterverwendung von Daten jüdischer Holocaust-Überlebender, die das JWS einst einmalig zur Verfügung gestellt habe, sagte JWS-Leiterin Susanne Trauneck am Montag zur APA. Die Verantwortlichen bei "A Letter To The Stars" dementierten, dass es jemals eine Frist für die Verwendung gegeben habe.

Daten immmer wieder verwendet

2003 hatte der in diesem Jahr verstorbene Leiter des JWS, Leon Zelman, "A Letter To The Stars" Zugang zur Datenbank ermöglicht, in der Namen und Aufenthaltsort jüdischer Holocaust-Überlebender österreichischer Herkunft gespeichert sind. "Seither verwenden sie die Daten immer wieder, für ein Projekt nach dem anderen", so Trauneck. "Das geht ins ureigenste Gebiet des Jewish Welcome Service".

Gleiche Ziele

Beide Organisationen sind bemüht, Holocaust-Überlebende und Emigranten nach Österreich zu holen. "A Letter To The Stars" plant für 2008 zum 70. Jahrestag des Anschlusses Österreichs an Hitler-Deutschland, 250 Menschen durch Schüler in ihre ehemalige Heimat zurückzuholen. Dafür benötigt man auch die Datenbank des JWS. Trauneck befürchtet allerdings, man könnte parallel arbeiten und, dass öffentliche Förderungen unter derartigen Doppelgleisigkeiten leiden könnten.

"Marketing-Sprache"

Auch der Umgang mit der Person Zelmans stört Trauneck. So habe "A Letter To The Stars" versucht, den ehemaligen JWS-Leiter als "Testimonial" ins Boot zu holen. Mit einer solchen "Marketing-Sprache" will man beim JWS nichts zu tun haben. Auch habe man den Eindruck gewonnen, dass lediglich der Name Zelmans gebraucht werde. Allgemein geht man laut Trauneck in dieser Frage "mit einer ziemlichen Unverschämtheit und Unverfrorenheit" vor. Unterbinden will das JWS das Projekt trotzdem nicht. Auch rechtliche Schritte werde es nicht geben, immerhin gehe es um eine gute Sache. "Sie sollen es machen, aber nicht mit unserer Unterstützung."

Kritik von DÖW

Von ähnlichen Erfahrungen bei einem vergangenen "A Letter To The Stars"-Projekt berichtete auch das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW). Auch hier seien Daten, die einmalig zur Verfügung gestellt worden waren, immer wieder verwendet worden. Er kritisiert auch den Umgang mit den Zahlen jüdischer Holocaust-Opfer. "mehr als 80.000" heiße es bei "A Letter To the Stars" immer wieder. Für Roth schlicht "falsch".

Bei "A Letter To The Stars" weißt man die Vorwürfe zurück. "Es gibt weder eine Niederschrift, dass es unbefristet ist, noch, dass es befristet ist", rechtfertigte sich Andreas Kuba, Mitorganisator des Projekts. Immer wieder sei man außerdem wegen einer Zusammenarbeit an das JWS herangetreten. Man werde weiter versuchen, eine einvernehmliche Lösung zu erzielen. "Es ist bedauerlich, dass sich die designierte Nachfolgerin von Leon Zelman gegen die einmalige Aktion wehrt, dass zum besonderen 70. Jahrestag des Anschlusses - und damit des Beginns des Naziterrors in Österreich - 250 hoch betagte Vertriebene von österreichischen Schulen in ihre frühere Heimat eingeladen werden." Dem Jewish Welcome Service gehe es anscheinend um den Exklusivitätsanspruch. (APA/red)