Anton Stumpf ist mit "Recap" ins Beteiligungsgeschäft eingestiegen.

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Wien – Der Sanierer Anton Stumpf ist in das Beteiligungsgeschäft eingestiegen. Mit dem Fonds "Recap" will Stumpf sich an Unternehmen beteiligen, die in Not geraten sind. Begonnen hat das Projekt "Recap" vor zwei Jahren. Mittlerweile ist der Fonds 20 Millionen Euro schwer, beteiligt sind ausschließlich institutionelle Investoren. Heuer soll der Fonds auf 35 Mio. Euro aufgestockt werden. Stumpf will sich mit diesem Kapital aber nicht nur an Unternehmen beteiligen, denen das Wasser quasi bis zum Hals steht. "Es gibt auch Luxuskrisen, etwa Wachstumskrisen", sagt Stumpf im STANDARD-Gespräch. In so einer "Luxuskrise" steckt etwa Ökopharm – die erste Beteiligung von Recap, die vor wenigen Wochen eingegangen wurde. Der Salzburger Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln habe zwar viele Innovationen und Patente in der Schublade, "jetzt müssen wir in eine Kommerzialisierungsphase gehen". 50 Mitarbeiter erwirtschaften bei Ökopharm derzeit einen Umsatz von knapp acht Millionen Euro. In den kommenden vier Jahren soll „massiv expandiert“ werden, eine Verdreifachung des Umsatzes wird angepeilt.

Mittelstand gefährdet

Bei Ökopharm ist Recap mit 49 Prozent beteiligt. Ein "mitsprechendes Kapital" an Bord zu holen, stelle in den meisten Unternehmen aber noch eine große Überwindung dar, weiß Stumpf. Die heimische Private Equity/Venture Capital-Branche habe jedoch "gute Vorarbeit" geleistet. Den österreichischen Mittelstand bewertet Stumpf als "enorm krisenbehaftet". Das liege daran, dass die Eigenkapitalquote in vielen Betrieben mit durchschnittlich 18 Prozent sehr gering, die Fremdkapitalquote mit mehr als 80 Prozent sehr hoch sei.

Betriebswirtschaftliche und organisatorische Fehler würden sich in den meisten Fällen beheben lassen. Schwieriger sei im Mittelstand der Faktor Mensch. Stumpf: "Gerade bei kleinen Unternehmen wird eine Krise oft nicht ernst genommen, man hofft auf ein gutes, nächstes Jahr und verliert damit aber wertvolle Zeit." Vor allem bei Unternehmenübergaben würden oft Familienstreitigkeiten die Entwicklung eines Unternehmens blockieren – etwa wenn der Unternehmensgründer verstorben ist und die Erben um ihre Anteile oder um eine weitere Strategie streiten. Eine geregelte Unternehmensübergabe gebe es nur selten. Mit seinen Beteiligungen will Stumpf Unternehmen „eine neue Nachhaltigkeit“ geben. Die nächste "große und namhafte" Beteiligung will Stumpf in den kommenden zwei bis drei Wochen bekannt geben. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.09.2007)