Islamabad - Pakistans Staatschef Pervez Musharraf, der sich 1999 an die Macht geputscht hatte, hat am Samstag den Ausnahmezustand verhängt und die Verfassung außer Kraft gesetzt. Damit erreicht eine vor acht Monaten ausgelöste politische Krise in dem Land ihren Höhepunkt:
  • 9. März 2007: Musharraf suspendiert den Obersten Richter Iftikhar Chaudhry wegen angeblichen Fehlverhaltens. Aus Protest gehen die Anwälte in Massen auf die Straßen. Musharrafs Popularitätswerte sinken deutlich, während die Demokratiebewegung erstarkt.

  • 10. Juli: Nach einwöchiger Belagerung der Roten Moschee in Islamabad durch Islamisten gibt Musharraf den Truppen den Befehl, das Bethaus zu stürmen. Mindestens 105 Menschen sterben bei dem Einsatz. Es folgt eine ganze Reihe von Anschlägen und Selbstmordattentaten von Extremisten.

  • 20. Juli: Das Verfassungsgericht setzt Chaudhry wieder in sein Amt ein und widersetzt sich damit offen Musharraf, dessen Autorität ohnehin beschädigt ist.

  • 27. Juli: Musharraf trifft die exilierte frühere Premierministerin Benazir Bhutto in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate), um darüber zu beraten, wie das Land in Richtung Demokratie unter einem zivilen Staatsoberhaupt geführt werden kann. Bhutto, Vorsitzende der Pakistanischen Volkspartei (PPP), stellt Bedingungen. Dazu zählt auch, dass Musharraf als Armeechef zurücktritt. Die von der US-Regierung geförderten Gespräche enden ohne Ergebnis.

  • 10. September: Nawaz Sharif, der von Musharraf gestürzte frühere Regierungschef, kehrt nach mehreren Jahren im Exil zurück, wird aber am Flughafen in Islamabad festgenommen und wenig später nach Saudi-Arabien abgeschoben. Das Oberste Gericht hatte seine Rückkehr für rechtmäßig erklärt.

  • 2. Oktober: Musharraf stellt einen Nachfolger als Armeechef in Aussicht, den ehemaligen Geheimdienstchef Ashfaq Kiyani. Zugleich lässt die Regierung die Korruptionsvorwürfe gegen Bhutto fallen und macht damit den Weg für die Rückkehr der PPP-Chefin frei.

  • 6. Oktober: Musharraf wird von einem - von der Opposition boykottierten - Elektorenkollegium, bestehend aus dem Bundesparlament und den Provinzparlamenten, als Präsident wiedergewählt. Er ist dabei noch Armeechef. Die Wahl wird deshalb vor dem Obersten Gericht angefochten.

  • 19. Oktober: 143 Menschen werden getötet, als in Karachi ein Selbstmordanschlag auf Bhutto verübt wird, den sie selbst überlebt. Es ist einer der schlimmsten Anschläge in der Geschichte des Landes.

  • 2. November: Das Höchstgericht kündigt an, das Verfahren zur Feststellung der Rechtmäßigkeit der Wiederwahl von Musharraf zu beschleunigen. Bhutto verlässt das Land und reist nach Dubai.

  • 3. November: Musharraf verhängt den Ausnahmezustand und suspendiert die Verfassung. Chaudhry wird von seinen Pflichten entbunden. (APA/Reuters)