Selbstverständlich war es ein PR-Trick, der Eva Herman veranlasste, sich positiv über das Familienbild im "Dritten Reich" zu äußern. Der Medienrummel danach sollte dem neuen Buch, das inhaltlich nichts anderes bringen wird als das vorhergehende "Eva-Prinzip", zum erfolgreichen Start verhelfen. Dass es sich bei den provokanten Sätzen um die Verherrlichung von Nazi-Gedankengut handelte, mag in Hermans eigenes, eher armseliges ideologisches Konzept gepasst haben.

Nur: Dummheit schützt nicht vor Schuld. Der Norddeutsche Rundfunk hat die Konsequenzen gezogen und damit ein richtiges, endgültiges Zeichen gesetzt. Eva Herman hat sich letztlich haarsträubend verkalkuliert und hat künftig viel Zeit für das, was ihrer Meinung nach die "moderne" Frau ausmachen sollte: 24-Stunden-Versorgung für Mann, Kind und Kegel. Schön für sie.

Erstaunlich an den widerlichen Thesen der Eva Herman ist vielmehr, wie viel Platz die Verbreitung der offenkundig völlig überholten "Zurück zum Herd"-Phrasen in der gegenwärtigen öffentlichen Diskussion einnehmen können, was nicht zuletzt ein Verweis darauf ist, dass gesellschaftliche Themen zu einem Gutteil von (Medien-)Männern diktiert werden, die sich von Hermans Ideen freudig erregt an selige Zeiten patriarchaler Strukturen erinnert sehen. Die Art und Weise, wie Boulevardmedien nicht nur Hermans wertkonservatives Gedankengut mit geheuchelter Empörung verbreiten, zeugt von einer abgebrühten Sicht auf die Wirklichkeit. Hermans Erfolg hätte nämlich nicht sein müssen, hätten die bunten Blätter die dummdreisten Parolen nicht massenhaft verbreitet.

Im wirklichen Leben kommt Frau Herman sehr gut ohne "Eva-Prinzip" aus: Als viel beschäftigte Mutter in vierter Ehe verkörperte sie ihr eigenes Idealbild am allerwenigsten. Bis jetzt. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 11.9. 2007)