Auf Reife Geprüfte unter sich. Der Markt für Matura- reisen soll ausgebaut werden.

Foto: Standard/SplashLine
Wien - "No Kids, No Grannies" lautete schon bisher das Versprechen des Maturareisen-Anbieters Dietmar "Didi" Tunkel, der vor rund 15 Jahren die Gruppenreise, genannt "SummerSplash", nach bestandener Reifeprüfung entwickelte. Daran soll sich auch nichts nach dem Verkauf der SplashLine Event und Vermarktungs GmbH an die First Choice Austria (FCA), versichert Tunkel, ändern. Weil hinter First Choice Holidays PLC der weltgrößte Reisekonzern Tui steht, hat sich nun die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) für den Deal interessiert und eine "vertiefte Prüfung" des Event-Maturareise-Marktes angekündigt.

Die Begründung der BWB für die Untersuchung: Zwar gebe es einen nationalen Markt für die Veranstaltung solcher Maturareisen in Österreich, aber die starke Marktstellung von Tui bzw. FCA bei den Vorleistungen - also Einkauf und Organisation von Flügen und Hotels - mache eine solche Untersuchung notwendig. Zu bedenken sei, dass "andere Event-Maturareise-Veranstalter insbesondere durch Nicht-Belieferung (...) vom Markt verdrängt" werden könnten, so die BWB.

Tunkel, der in Österreich als das "Urgestein" der trendigen Events gilt, hält an SplashLine 25 Prozent. Der Rest ist im Besitz von Columbus Reisen, die wiederum zum Dr.-Richard-Konzern gehören. Die Übernahme von Tui soll zu 100 Prozent erfolgen.

Tunkel will dabei dem Unternehmen treu bleiben und hat große Pläne für den Markt der Jugendlichen, den er mit etwa 14- bis 36-Jährigen definiert. "Es gibt in Österreich keinen Spezialanbieter für diese Zielgruppe", sagt er. Die unter "Oldies" noch bekannte Marke Ökista wurde schon vor Jahren aufgelassen.

Clubhotels

Schon bisher habe sich SplashLine nicht nur auf Maturareisen konzentriert, sondern auf Jugendliche und jüngere Menschen. Bei dem Ausbau von SplashLine hin zu einem Jugendreiseveranstalter sollen etwa Clubhotels unter Vertrag genommen werden und die Klientel mit dem Versprechen "No Kids, No Grannies" geködert werden. Dies habe, sagt er, im heurigen Sommer bereits mit dem Henry-Morgan-Club in Tunesien funktioniert. 12.000 Personen vergnügten sich dabei. Außerdem sollen unter dem Tui-Dach verstärkt Schulski- und Boardkurse angeboten werden.

Bei der Bundeswettbewerbsbehörde weiß man, dass in Österreich lediglich vier Veranstalter existieren, die Maturareisen im Programm haben. Neben SplashLine und DocLX Travel Events, den beiden größten Anbietern, noch Campus Group und Format Reisen. Die Bündelung unter dem Tui/FCA-Dach sei deshalb prüfenswert, weil SplashLine dann über erhöhte Marketingbudgets verfüge und eine starke Verhandlungsmacht etwa gegenüber Fluglinien ausbauen könne.

Laut Tunkel ist angedacht, dass das SplashLine-Know-how "über die Landesgrenzen hinausgetragen" wird. Vorgefühlt habe man in England, Polen, der Schweiz und auf dem türkischen Inlandsmarkt für Studenten und Maturanten. "Aber das soll nicht vermischt werden."

Sollte aufgrund der BWB-Prüfung die Übernahme untersagt werden, "dann machen wir (also Dr. Richard / Tunkel; Anm. d. Red.) so weiter wie bisher", sagt der Maturareisen-Spezialist. "Ich sehe der Entscheidung gelassen entgegen." Splashline macht einen Umsatz von mehr als zwölf Millionen Euro. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.09.2007)