München/Moskau - Die russischen Kartellwächter haben Siemens beim Griff nach weiteren Anteilen an den Turbinenbauer Power Machines auf die Finger geklopft. Der Antrag auf den Erwerb des Interros-Anteils von gut 30 Prozent an Power Machines sei abgelehnt worden, teilte die Kartellbehörde am Mittwoch in Moskau mit. "Wenn es zu der Transaktion käme, erreichte der Anteil des deutschen Unternehmens auf dem Markt für Energietechnik etwa 50 Prozent, was ihm eine dominante Stellung auf dem Markt sichern würde", hieß es zur Begründung.

Frist für Vorkaufsrecht

Siemens erklärte am Mittwoch, den Kauf des Anteils von der russischen Holding Interros beantragt zu haben, um die Frist für sein Vorkaufsrecht einzuhalten. Offenbar beabsichtigen die Münchener, ihren Anteil von derzeit gut einem Viertel auf knapp die Hälfte auszuweiten. Ein Konzernsprecher bekräftigte, das Unternehmen strebe keine Mehrheit an Power Machines an. Siemens hatte 2005 versucht, den Turbinenhersteller zu schlucken, war aber schon damals an politischem Widerstand gescheitert. Die russischen Wettbewerbshüter hatten die Übernahme verboten, weil Power Machines auch Turbinen für militärische Zwecke herstellt.

Mit der Entscheidung des Kartellamts verlängert sich das Tauziehen um die Zukunft von Power Machines erneut. Zu Beginn des Sommers hatte Interros, ein Beteiligungskonzern des russischen Industriellen Wladimir Potanin, bekanntgegeben, einen russischen Käufer für seinen Anteil gefunden zu haben. Das Aktienpaket ist an der Börse rund 500 Mio. Dollar (362 Mio. Euro) wert. Damals wurde in Russland erwartet, dass Alexej Mordaschow als Hauptbesitzer des Stahlriesen Severstal den Anteil übernimmt. Zuvor hatte der dritte Power-Machines-Großaktionär, der staatliche Energiekonzern UES, angekündigt, seinen Anteil von gut einem Viertel ebenfalls zum Verkauf zu stellen. (APA/Reuters)