Frage: Was prüfen Finanzmarktaufsicht und Notenbank?

Antwort: Die FMA ist primär in Sachen Wertpapieraufsicht tätig. Dabei geht es um den Verdacht des Insiderhandels und der Kursmanipulation. Auch die Einhaltung der Publizitätsvorschriften wird geprüft. Die Notenbank kommt ins Spiel, wenn auch ein makroökonomischer Zusammenhang gegeben ist, wenn beispielsweise die Finanzmarktstabilität gefährdet ist. Beide Einrichtungen sind überdies in der Frage des Kreditrisikos zuständig; ebenso, wenn bankrechtliche Vergehen vermutet werden.

Frage: Welches Strafausmaß droht?

Antwort: Verstöße gegen die Publizitätspflichten sind mit Geldstrafen von bis zu 35.000 Euro nicht allzu schwer wiegend, bei Marktmanipulation geht es bis 50.000 Euro. Sollten Hinweise auf Insiderhandel auftauchen - es gilt die Unschuldsvermutung - wäre die Staatsanwaltschaft am Zug. In diesem Fall drohen bis zu fünf Jahre Haft. Dazu kommt noch die Möglichkeit des Konzessionsentzugs nach dem Bankwesengesetz.

Frage: Gegen wen richten sich die Ermittlungen?

Antwort: Ursprünglich nur gegen Meinl European Land, die mit ihrem Aktienrückkauf im Volumen von 1,8 Milliarden Euro den Stein ins Rollen brachte. Seit Mittwoch wird auch die Meinl Bank von den Prüfungen erfasst. Sie ist als so genannter Dienstleister der MEL involviert. Sie wickelte beispielsweise den Rückkauf ab und zeichnete für die Börsengänge von MEL, Meinl International Power und Meinl Airport International verantwortlich.

Frage: Wie eng sind die Verflechtungen zwischen der Meinl Bank und MEL?

Antwort: Offenbar weit größer, als von Meinl zuletzt zugegeben. Bereits in den Emissionsprospekten wurde auf mögliche Interessenskonflikte wegen der dominanten Rolle der Meinl Bank hingewiesen. Auch in der Öffentlichkeit haben Julius Meinl und - bis vor Kurzem - Francis Lustig für alle Gesellschaften gesprochen. Das steht im Widerspruch zur Aussage von Meinl, wonach er "eine Bank und kein Immobiliengeschäft" führe. Erst am Dienstag wandte sich Meinl per Brief an die MEL-Aktionäre.

Frage: Welche Rolle spielen die Partly Paid Shares (PPS)?

Antwort: MEL wird wesentlich durch die Inhaber der nur teilweise einbezahlten Aktien kontrolliert. Sie notieren nicht an der Börse. MEL verweigert die Veröffentlichung der Inhaber, obwohl diese registriert sind. Im Geschäftsbericht 2005 der Meinl Bank werden die PPS einer Gesellschaft in Aruba zugewiesen, die zur Bank zählt. 2006 findet sich der Hinweis nicht mehr.

Frage: Kann die Affäre die Meinl-Gruppe gefährden?

Antwort: Sowohl MEL als auch Meinl Bank erwirtschaften hohe Gewinne und verfügen über hohe Eigenmittel. Sollten die Fundamente allerdings im Rahmen der Ermittlungen ins Wanken geraten, sind böse Überraschungen nicht auszuschließen. Die Einbindung der Notenbank weist jedenfalls auf ein Markt- oder Kreditrisiko hin.

Frage: Wann sind Ergebnisse zu erwarten?

Antwort: Die Vorortprüfung geht rasch. Das Problem ist das Einholen internationaler Handelsdaten. Das kann Monate, wenn nicht Jahre dauern. (as, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.09.2007)