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Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy verlangt die "Rückkehr zur Allgemeinbildung" vom Rechnen über das Lesen bis zu Sport und Kultur.
Das "Ganze" hatte eigentlich einen anderen Zweck: Der Präsident will die Lehrerschaft für seine Reformen gewinnen. Seit dem Volksschulpionier Jules Ferry 1883 hatte sich kein Staatschef so direkt an die Lehrer gewandt. Sarkozy will nichts weniger als das französische Bildungswesen "neu gründen". Er stützt sich dabei auf Bildungsthesen von konservativen Denkern wie Alain Finkielkraut und verlangt die "Rückkehr zur Allgemeinbildung" vom Rechnen über das Lesen bis zu Sport und Kultur.
"Kultur des Respekts"
Wie schon im Wahlkampf kritisiert Sarkozy implizit das Erbe des Mai 1968: "Seit einigen Jahrzehnten wurde die Persönlichkeit des Kindes statt seines Wissens in den Mittelpunkt der Bildung gerückt." Neben den Grundkenntnissen will der Staatschef auch die "Kultur des Respekts" vermittelt wissen. Oder etwa den Umstand, dass "der Schüler nicht auf gleicher Stufe wie der Lehrer steht".
Sarkozy hat sämtliche Bildungsstufen im Visier. Während er in den Grundschulen wieder die klassischen Fächer betonen will, plant er eine tief greifende Reform der Mittel- und Hochschule. Das "Collège" (Altersjahr elf bis 15), das die ganze Schwerfälligkeit des französischen Bildungswesens in sich vereinigt, soll nicht mehr wie seit 1975 "einheitlich" gelten; schwierige, aber auch besonders starke Schüler sollen schon ab elf Jahren eigene Lehrgänge erhalten. Bereits auf Schiene ist zudem die Universitätsreform: Die Hochschulen erhalten weit gehende Autonomie.
11.000 Stellen weniger
Die Lehrerverbände üben harte Kritik an der "Kommunikationsoperation" Sarkozys und der "völligen Absenz von sozialen Rücksichten". "Wie sollen wir an eine Verbesserung der Schule glauben, wenn zuerst einmal die Zahl der Lehrer verringert wird?", fragt die Gewerkschaft Snuipp-FSU mit Verweis auf die Streichung von 11.000 Lehrerposten im nächsten Schuljahr.