Fliegen ist da fast schon Nebensache - Büros, Lounge, Wellnessbereich und Kino vereint der Boeing Business Jet 787.

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Auch die Luxusyacht "Zeydon Z60" will nicht nur bloßes Transportmedium sein. Der Innenraum ist angelegt wie ein Loft, das großzügige Deck wartet mit Details wie einem Multifunktionstisch auf.

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Ein innovatives Vakuum-Verfahren macht den Rumpf stabil und leicht zugleich.

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So ungewöhnlich ist der Schritt nicht, besinnt sich der Münchener Autokonzern damit gewissermaßen auf seine Anfänge: Damals stellten die Bayerischen Motorenwerke Flugzeugmotoren für Propellerflugzeuge her. Auch die vier weiß-blauen Elemente im Firmen-Logo sollten angeblich an einen Flugzeugpropeller erinnern. Erst 1929 begannen die Bayern ausgerechnet in Berlin damit, Automobile zu produzieren. Heute locken wiederum neue Gefilde mit zahlungskräftigen Kunden.

Um zum Beispiel schnelles Segeln und komfortables Cruisen in Einklang zu bringen, hat die BMW-Tochter "DesignworksUSA" in Kooperation mit dem belgischen Yachtbauer Zeydon eine neue Generation von luxuriösen Yachten entwickelt. Als erstes Ergebnis dieser Zusammenarbeit wird Anfang 2008 die "Zeydon Z60" auf den Markt kommen. Dabei handelt es sich um ein innovatives Modell der 60-Fuß-Klasse (immerhin um die 18 Meter), das eine sportliche Hochleistungs-yacht mit der Ausstattung und dem eleganten Daherkommen eines modernen Luxus-Cruisers verbinden soll.

Vakuum-Infusions-Sandwichverfahren

Parallel zur Entwicklung der Z60 arbeiten die Designer an einer zweiten Yacht, mit der gut betuchte Segelsportfans ebenfalls ab dem kommenden Jahr auslaufen können sollen. Für die Zeit danach hat Zeydon sogar vier bis fünf neue Modelle pro Jahr geplant.

Um die Yacht leichter zu gestalten, wird ihr Rumpf in einem speziellen Vakuum-Infusions-Sandwichverfahren aus Laminaten und Schäumen aufgebaut, bei denen Epoxidharz durch Vakuumdruck gleichmäßig in die Form injiziert wird. Zur Verstärkung dient der Verbundwerkstoff Karbon. "Dieses Verfahren macht den Schiffskörper besonders stabil und bringt Gewichtsvorteile", erklärt Laurenz Schaffer, Leiter des Designworks-Studios in München.

Beim Interieur hat Schaffers Team für die horizontalen Flächen Bambus gewählt, weil das Material für eine Holzart ungewöhnlich hart, aber auch sehr leicht ist. Alle vertikalen Flächen sind hell lackiert, dies lässt den Raum großzügiger erscheinen. Wie ein Loft ist der Innenraum der Yacht angelegt, deren erstes Auslaufen von der Seglerszene neugierig erwartet wird.

Bei der Zeydon Z60 handelt es sich um eine neuartige Kategorie von Yacht. "Wir bezeichnen sie als 'Performance Cruiser'", sagt Schaffer, "ein sportliches und schnelles Schiff, außerdem sehr funktional und komfortabel." Voraussetzungen, die bei Seglern auf der ganzen Welt immer mehr gefragt sind.

Mobiler Arbeits- und Lebensraum

Neben dem Yachtbauprojekt arbeitet das Münchner Designteam zurzeit auch an einem weiteren Konzept für luxuriöses Reisen. Im Auftrag von Boeing Business Jets hat Designworks eine VIP-Innenausstattung für den so genannten "Boeing Dreamliner" entwickelt. Die Studie ist dazu gedacht, potenziellen Kunden des Flugzeugherstellers neuartige Gestaltungslösungen für Langstreckenflugzeuge schmackhaft zu machen. Eine als Dreamliner ausgestattete Boeing 787 soll nicht mehr als beengtes Verkehrsmittel, sondern als mobiler Arbeits- und Lebensraum wahrgenommen werden. Fast könnte man von einer Art Luftschiff sprechen. Neben einem Büro mit modernster Kommunikationstechnik enthält der Jet unter anderem eine Lounge, eine Cocktailbar, eine Kinogroßleinwand und einen Wellnessbereich.

Anstelle der herkömmlich quer strukturierten Innenräume will Designworks eine offene Atmosphäre schaffen. Ein transparenter Boden gibt den überraschenden Blick auf einen Frachtraumteil frei, der für die Fahrzeuge der Passagiere reserviert ist. Untergliedert ist die Kabine in verschiedene horizontale Ebenen, die zum Teil mit Glaswänden voneinander abgetrennt sind.

"DesignworksUSA"

Doch auch für Landratten und Flugangsthasen gibt's Wissenswertes zu "DesignworksUSA", denn das Spektrum des interdisziplinär arbeitenden Studios geht weit über Flieger und Luxus-Schinakel hinaus: BMW nutzt Designworks als zusätzliches Entwurfsstudio für Automobile. Accessoires für die BMW Group entstehen hier ebenso wie die Gestaltung von Head-Skiern oder Espressomaschinen der Marke Saeco. Langjährige Kunden des Studios sind Hewlett Packard, Microsoft, Siemens und Sony.

"DesignworksUSA" wurde 1972 vom Designer Charles W. Pelly in Malibu, Südkalifornien, gegründet. In den 1980er-Jahren begann die Geschäftsbeziehung zu BMW, die bewusst einen amerikanischen Designer beauftragten, um einen besseren Zugang zum US-Markt zu bekommen. Die Zusammenarbeit war schließlich so erfolgreich, dass die BMW Group das inhabergeführte Studio 1995 kaufte und zu ihrem Tochterunternehmen machte. Seither lautet der offizielle Name etwas umständlich "BMW Group DesignworksUSA".

Heute besteht "DesignworksUSA" aus drei Designstudios in Kalifornien, München und Singapur und beschäftigt mehr als 130 Designer. An der Spitze des Unternehmens steht Verena C. Kloos, zuständig für das Tagesgeschäft und "Design Vision". Weitere Höhenflüge dürften geplant sein, gut also, dass man den weißblauen Propeller nicht voreilig austauschte. (Heike Edelmann/Der Standard/rondo/14/09/2007)