Wien - Wie erbittert der Streit um die Einstufung der rechtlich kompliziert konstruierten Fondsgesellschaft Meinl European Land (MEL) - Börsenotiz in Wien, Firmensitz im Steuerparadies Jersey - mittlerweile geführt wird, wurde am Donnerstag offenkundig. Einem Vorab-Bericht des Magazins "Format" über die namentliche Zusammensetzung der MEL-Führung zum ersten Handelstag im "Amtlichen Handel" am 15. Oktober 2003 folgte ein scharfes Dementi der Meinl Bank mit Millionen-Klagsdrohung gegen das Magazin. Das Magazin zog zu Mittag seine Meldung zurück. Und die Wiener Börse, auf deren offizieller Homepage ("Listing") zur MEL offenbar jahrelang falsche Führungskräfte-Namen standen, musste sich heute öffentlich entschuldigen.

"Es handelte sich um einen Redaktionsfehler", sagte Börsesprecherin Beatrix Exinger. "Wir entschuldigen uns dafür". Die auf der Börse-Homepage angegebenen Daten zu Vorstand und Aufsichtsrat der MEL "sind Daten der Meinl Bank."

Kurz vor 12 Uhr standen auf der Börse-Homepage wegen dieses "Redaktionsfehlers" noch die Namen der Vorstände und Aufsichtsräte der Meinl Bank bei der Emittentenbeschreibung der MEL dabei, seit kurzem ist an dieser Stelle zur MEL nun der "Board of Directors" (Georg J. Kucian, Ing. Mag. Johann Mantler, MMag. Peter J. Weinzierl, William Wyatt, Michael Georg Best, Anthony Panayiotis Michael) aufgeführt.

"Meinl war niemals Organ der MEL"

Unter Berufung auf eben die (alten und falschen) Angaben auf der Börsen-Homepage hatte "Format" am Vormittag vorab berichtet, dass Meinl Bank-Chef Julius Meinl V. anfänglich die Geschäfte der Meinl European Land geführt hätte, und dass auch der Aufsichtsrat der in Jersey domizilierten Gesellschaft von Kontrollorganen der Meinl Bank besetzt gewesen sei. Leider falsch, sorry, musste man mittags bei Börse und Zeitung bekennen.

"Meinl war niemals Organ der MEL", betonte die Meinl-Bank über ihren PR-Sprecher Markus Schindler, von der Agentur Pleon Publico. Entgegen den vom Wochenmagazin aufgestellten Behauptungen, Julius Meinl V, sein Vater Julius Meinl IV, sein Onkel, Thomas Meinl, Meinl Bank Aufsichtsratspräsident Robert Jakobljevich, dessen Stellvertreter Alfred Reiter und Meinl Bank Vorstand Robert Kofler wären Organe von Meinl European Land gewesen, hielt die Meinl Bank in einer Aussendung "eindeutig" fest: "Die genannten Personen waren zu keinem Zeitpunkt Organe von Meinl European Land."

"Format"-Herausgeber Herbert Langsner sprach von einem "bedauerlichen Missverständnis im Bereich der Wiener Börse, ich möchte mich bei den Betroffenen ausdrücklich entschuldigen."

An der Börse notiert die Meinl European Land, damals als "Immobilientochter der Meinl Bank" ans Publikum gebracht, seit November 2002. Ganz zu Beginn hatte das Papier im "Sonstigen Handel" der Wiener Börse notiert. Am 15. Oktober 2003 stieg das Papier von dem mittlerweile umbenannten Segment "other listings" in das Segment "standard market auction" auf. Nach einem Zwischenaufenthalt im Segment "continuous" notiert seit dem heurigen August das Zertifikat im "Prime Market" - also der ersten Liga - der Wiener Börse. (APA)