Bern - Ein Berg in den Berner Alpen trägt den Namen eines Rassisten: Das Agassizhorn, benannt nach einem berühmten Schweizer Zoologen und Glaziologen im 19. Jahrhundert. Ein Parlamentarier verlangte von der Regierung (Bundesrat) die Umbenennung des 3.953 Meter hohen Gipfels. Doch die Exekutive sieht keinen Handlungsbedarf, wie sie am Freitag in einer schriftlichen Stellungnahme bekanntgab.

Der umstrittene Namensgeber Louis Agassiz (1807-1873), ein Pionier der Alpenforschung, hatte sich zu Lebzeiten auch eine Reputation als Rassist geschaffen und gilt als einer der Vordenker der Apartheid. 1846 in die USA ausgewandert, ließ der Gelehrte auf einer Sklavenplantage in South Carolina den Sklaven Renty aus dem Kongo fotografieren, um "wissenschaftlich" die Minderwertigkeit der "schwarzen Rasse" nachzuweisen.

"Kein Widerspruch"

Der sozialdemokratische Genfer Nationalrat Carlos Sommaruga (SP) verlangte nun von der Schweizer Regierung, das Agassizhorn in Rentyhorn umzubenennen und nahm damit die Forderung des St.Galler Historikers Hans Fässler auf. Diesen Vorschlag hat der Bundesrat nun zurückgewiesen. Die Agassiz zugestandene Auszeichnung für sein Lebenswerk stehe nicht im Widerspruch zu einer kritischen Auseinandersetzung mit seinen rassistischen Ansichten.

Die drei Standortgemeinden des Bergs hatten bereits im Juni dieses Jahres Post von Fässler erhalten. Die Gemeinde Grindelwald antwortete nach Angaben der Berner Oberländer "Jungfrauzeitung", dass es nach so langer Zeit wohl keiner Aufarbeitung der Vergangenheit des Louis Agassiz bedarf und schon gar nicht einer Umbenennung des Berges. Dieser heiße nun ja schon seit 167 Jahren so. Ein Umtaufen würde wegen der erforderlichen Anpassung topografischer Karten zudem hohe Kosten verursachen. Auch in den beiden andern Standortgemeinden Guttannen und Fieschertal wollte man von einer Umbenennung nichts wissen. (APA/sda)