Während die FMA prüft, hat MEL diese Schulden getilgt.

***

Wien – Österreichische Banker rätseln. Wie konnte Meinl European Land (MEL) im Frühjahr 3,9 Milliarden Euro an Commercial Papers begeben, ohne dass es jemand bemerkte? Und warum werden diese nicht ganz billigen, kurzfristigen Schuldverschreibungen auf den Markt geworfen, wenn die Kriegskasse dank der Ausgabe neuer Aktien und Anleihen prall gefüllt ist?

Wie zu hören ist, legt die Finanzmarktprüfung (FMA) in ihrer Prüfung den Finger auf diese Transaktion. Die Vermutung dahinter, die MEL zurückweist: Die Immobiliengesellschaft habe die Papiere nur der Meinl Bank zuliebe begeben. Bei der noch dazu die aus der Platzierung fließenden Milliarden zu weniger guten Konditionen veranlagt wurden.

MEL-Sprecher Rupert-Heinrich Staller will keine Auskunft darüber geben, wer die Commercial Papers der MEL abgenommen hat, und nennt auch die Zinssätze für die Ausleihung einerseits und die Einlagen andererseits nicht. Er meint aber, dass die "Nettobelastung daraus minimal" sei. Und der Sinn des ganzen Finanzmanövers? "Bilanztechnik", wie Staller erläutert.

Partnersuche bestätigt

Das Kapitel Commercial Papers wurde übrigens geschlossen. In einem Gespräch mit den Gläubigern habe MEL mitgeteilt, dass die Schuldverschreibungen getilgt worden sind, berichtet Staller. Es sei "gut möglich", dass in Zukunft von diesem Instrument Abstand genommen werde. Ebenfalls Teil des Gesprächs waren vertrauensbildende Maßnahmen, die MEL ankündigte. Die Einlagen sollen von der Meinl Bank abgezogen werden, auch die vom STANDARD berichtete Partnersuche wurde bestätigt. Auch eine Verlegung der Meinl-Gesellschaften von Jersey nach Österreich dürfte in Überlegung sein.

Apropos Prüfung: Die Causa Meinl wird vom neuen Leiter der Wirtschaftsgruppe in der Staatsanwaltschaft, Karl Schober, geführt. Wie berichtet, hat ein Anleger der Meinl International Power (MIP) Anzeige erstattet, die Staatsanwaltschaft hat inzwischen unter der Geschäftszahl 64 St 28/07 ein Verfahren wegen des Verdachts auf Betrug und Untreue gegen Julius Meinl V., Karl-Heinz Grasser und Hans Haider begonnen. Es gilt die Unschuldsvermutung. Schober, der bei seinen Meinl-Ermittlungen mit der gerade vor-ort prüfenden Finanzmarktaufsicht FMA zusammenarbeiten wird, ist erst vor Kurzem an die Spitze der Wirtschaftsabteilung übersiedelt.

Zuvor hat er in einer so genannten politischen Abteilung gearbeitet, wo er unter anderem Verstöße gegen das Verbotsgesetz verfolgt hat, er war beispielsweise Ankläger von John Gudenus, der wegen Wiederbetätigung verurteilt wurde. Schobers Vorgänger in der Wirtschaftsgruppe, Ronald Schön, war kurz vor Beginn des Bawag-Strafprozesses versetzt worden (inzwischen ist er pensioniert), man hatte ihm Unvereinbarkeiten vorgeworfen. (Andreas Schnauder, Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15./16.9.2007)