Gratulation an die Polizei. Soweit man es derzeit überblicken kann, haben die Beamten des Verfassungsschutzes gut gearbeitet. Verdächtige identifiziert, Beweise gegen sie gesammelt und schließlich gemeinsam mit anderen Einheiten die Verhaftung durchgeführt.

Ein einwandfreier Erfolg – der allerdings eine naheliegende Frage aufwirft: Wieso will die Polizei eigentlich neue Ermittlungsmethoden? Bundestrojaner, die unbemerkt private Festplatten ausspionieren können. Vorratsdatenspeicherung, mit der Monate später der Telefon- und Internetverkehr überprüft werden kann. Diverse Datenbanken, für die kreuz und quer Zugriffsberechtigungen von Polizei zu Polizei erteilt werden sollen. All diese Maßnahmen seien notwendig, beteuert die Politik, damit die Welt noch sicherer wird.

Sicherheit klingt immer gut, und dem durchschnittlichen Staatsbürger ist es ja wohl tatsächlich gleichgültig, ob sich irgendwelche staatlichen Computerschädlinge unter den tausenden „normalen“ PC-Viren, die man sich im Internet einfangen kann, verbergen. Das Problem bei der Sache ist nur: Die wirklich guten Verbrecher sind immer schneller und besser.

Natürlich werden auch mehr als 100 Jahre nach der „Entdeckung“ der Fingerabdrücke noch immer Einbrecher anhand ihres Daumens überführt – obwohl jedes Kind weiß, dass Handschuhe dafür schützen. Genauso wird es mit der Onlineüberwachung sein – der Djihad-Anfänger wird vielleicht etwas leichter zu enttarnen sein. Nur der wird auch andere Fehler machen, die ihn mit vorhandenen Polizeimethoden vor den Richter bringen werden.

Die Topterroristen wird man so sicher nicht erwischen. Andernfalls wäre Herr Bin Laden dank der technischen Möglichkeiten der USA schon länger nicht mehr am Leben. Und dafür soll man die schrittweise Aufgabe des Privaten in Kauf nehmen? (DER STANDARD, Printausgabe, 15./16.9.2007)