Als Malaysia unabhängig wurde, war es eines der ärmsten Länder der Welt. Zwar sind verlässliche Daten schwer zu bekommen, doch war sein BIP (was die Kaufkraftparität angeht) vergleichbar mit jenen von Haiti, Honduras und Ägypten und etwa fünf Prozent niedriger als das von Ghana. Heute ist das Nationaleinkommen Malaysias 7,8-mal höher als das von Ghana, mehr als fünfmal höher als das von Honduras und mehr als 2,5-mal so hoch wie das Ägyptens. In der weltweiten Wachstumsrangliste gehört Malaysia gemeinsam mit China, Taiwan, Südkorea und Thailand zur Spitzengruppe.
Mehr noch: Von diesem Wachstum profitieren viele. Bis 2010 dürfte die schlimmste Armut beseitigt sein, die Gesamtarmutsquote auf 2,8 Prozent sinken. Malaysia hat es geschafft, die Einkommensunterschiede, die die verschiedenen ethnischen Gruppen trennten, deutlich zu reduzieren - nicht indem die Reichen ärmer, sondern indem die Armen reicher wurden.
Teilweise rührt der Erfolg des Landes bei der Armutsbekämpfung aus der Schaffung von Arbeitsplätzen her. Malaysia holt Arbeitskräfte ins Land. In den 50 Jahren seit seiner Unabhängigkeit wurden 7,24 Millionen Arbeitsplätze geschaffen - eine Zunahme von 261 Prozent. Umgerechnet auf US-Verhältnisse entspräche dies der Schaffung von 105 Millionen zusätzlichen Jobs.
Malaysia ist reich an Rohstoffen. Doch der "Ressourcenfluch" traf nicht zu. Darüber hinaus machte Malaysias aus zahlreichen Rassen und Kulturen bestehende Gesellschaft es anfälliger gegenüber Bevölkerungsunruhen, wie sie in vielen rohstoffreichen Ländern auftreten, wenn eine Gruppe versucht, den Reichtum an sich zu reißen. Oft sind es Minderheiten, die hart arbeiten, um die Früchte dieses Reichtums auf Kosten der Mehrheit für sich allein zu genießen - man denke etwa an Bolivien, eines der vielen reichen Länder mit armer Bevölkerung. Zum Zeitpunkt seiner Unabhängigkeit hatte es Malaysia außerdem mit einer kommunistischen Aufstandsbewegung zu tun. Und Malaysia hatte noch ein drittes Problem: Allem Gerede von der "Last des weißen Mannes" zum Trotz taten die Europäer wenig, um den Lebensstandard in den von ihnen beherrschten Ländern zu erhöhen.