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Neuen Erklärungsbedarf für die Meinl Bank, für Meinl European Land und Wolfgang Flöttl durch ein vertrauliches Dossier der Finanzmarktaufsicht.

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Ex-Investmentbanker Wolfgang Flöttl, Schlüsselfigur im Bawag-Strafprozess: Geschäfte mit der Bank seines Freundes Julius Meinl rücken nun in den Fokus des öffentlichen Interesses.

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Wien – Die Finanzmarktaufsicht (FMA) kommt im Zusammenhang mit der Affäre um die Immobilienfirma Meinl European Land (MEL) verstärkt unter Druck. "Profil" berichtet, dass die Aufsichtsbehörde bereits 2006 gewusst habe, dass die Meinl Bank dem im Bawag-Prozess angeklagten Ex-Investmentbanker Wolfgang Flöttl über einen 250.000-Dollar-Kredit Geschäfte mit MEL-Aktien ermöglicht habe. Damals wurde gegen Flöttl bereits von der Staatsanwaltschaft ermittelt. Eine Prüfung der Geschäfte habe aber nicht stattgefunden. Berichte, wonach die MEL und Flöttl mit "Commercial Papers" Geldkreisläufe im Umfang von 9,6 Milliarden Euro in Gang gesetzt hätten, wies Julius Meinl V. zurück. Das seien "Einzeltransaktionen, die unzulässsig summiert wurden, wo Geld jeweils aufgenommen und wieder zurückbezahlt wurde". MitWolfgang Flöttl habe das alles nichts zu tun, so der Meinl- Chef.

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Der Investmentbanker Wolfgang Flöttl rückt nach der Bawag-Affäre jetzt auch ins Zentrum der Sache Meinl: Flöttl muss sich derzeit im Bawag-Strafprozess für seine Karibik-Geschäfte verantworten, bei denen die Bank 1,4 Mrd. Euro verloren hatte. Ein vertrauliches Dossier der Finanzmarktaufsicht FMA löst weiteren Erklärungsbedarf für die Meinl Bank aus. Wie das Nachrichtenmagazin profil berichtet, soll die Meinl Bank Flöttls Spekulationen mit Meinl-European-Land-Papieren finanziert haben. Der damals angeblich nahezu mittellose Flöttl habe im März 2005 über eine MEL Holdings Ltd. mit Sitz auf den Bermudas einen Kredit von 250.000 US-Dollar mit einer Laufzeit bis 31. März 2006 von der Meinl Bank erhalten. Einziger Zweck der Bermuda-Firma soll der Ankauf von MEL-Papieren gewesen sein. Die FMA hätte die Bank im Zuge der Aufarbeitung des Bawag-Skandals im Mai 2006 aufgefordert, "Engagements der Meinl-Gruppe gegenüber Dr. Flöttl bzw. ihm nahe stehenden Gesellschaften und Personen" offen zu legen.

Zahlreiche Geschäfte

Der Kredit sei eines aus zahlreichen Geschäften gewesen, die Flöttl mit der Meinl Bank zwischen 2000 und 2006 unterhielt. Flöttl kennt Bankchef Julius Meinl V. aus gemeinsamen Jahren als Investmentbanker in New York. Aus dem Dokument gehe auch hervor, dass die Meinl Bank über ihre Karibik-Tochter Meinl Bank (Antigua) Ltd. zum 31. Dezember 2005 MEL-Papiere im Gegenwert von damals 14,78 Mio. Euro in den Büchern geführt habe. Wie berichtet, hielt die Meinl-Tochter Tshela (Aruba) damals vermutlich auch ein Drittel der MEL-Stimmrechte über "Partly Paid Shares", über deren heutige Eigentümer öffentlich gerätselt wird.

"Bilanztechnik"

Die MEL hat ab 2005 Geldkreisläufe mit so genannten "Commercial Papers" in Gang gesetzt, wie der Standard berichtete. Diese Anleihen seien jeweils zwei Monate nach ihrer Emission wieder getilgt worden. Bis Jänner 2007 seien solcherart 9,6 Mrd. Euro auf dem Papier im Kreis bewegt worden, obwohl die Gesellschaft über erhebliche Barreserven verfügt habe. MEL hätte für diese "Commercial Papers" laut Jahresabschluss 2006 einen Zinsaufwand in der Höhe von 17,209 Millionen Euro verbuchen müssen, schreibt profil. "Der gesamte Vorgang ist eine völlig normale Bilanztechnik. Details unterliegen dem Geschäftsgeheimnis", sagt MEL-Sprecher Rupert-Heinrich Staller. Auf die Frage, wer die Papiere jeweils gezeichnet hat, verweist Staller auf das "Bankgeheimnis".

Keine Verantwortung für MEL

2005, als die Commercial- Papers-Geschäfte begannen, ist auch das Jahr gewesen, in dem MEL eine Serie an Kapitalerhöhungen gestartet und so Anlegerkapital über die Börse lukriert hat. Die letzte große Erhöhung war Anfang 2007, ein halbes Jahr bevor die Massenrückkäufe von MEL-Zertifikaten ruchbar geworden sind. Bankchef Meinl hat wiederholt – zuletzt Samstagmittag im ORF-Radio – jede Verantwortung für die MEL von sich gewiesen: Weder er noch seine Bank seien derzeit "direkt oder indirekt" beteiligt. Zu den aktuellen Eigentümern der Partly Paid Shares sagte er nichts, ebenso wenig über vergangene Verantwortlichkeiten oder über Summen, die im Kreis geschickt worden sind. Meinl sprach von einem "Kommunikationsdesaster" rund um die Papiere der MEL, die Substanz sei in Ordnung.

Die Causa wurde zuletzt zum Politthema: SP-Finanzsprecher Jan Krainer sagte etwa, es stellte sich ihm die Frage, warum die FMA bei Bank und Meinl-Gruppe "seit Jahren nicht aktiv geworden ist". Der grüne Finanzsprecher Bruno Rossmann hält es für "fragwürdig", wenn Meinl behaupte, MEL sei mehr wert, als der Aktienkurs widerspiegle. Das sei ein Trugschluss, es sei "keinem Kleinanleger mit solchen Versprechungen geholfen". (APA, szem, bpf, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 17.9.2007)