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Wahlsieg trotz Kritik nach den Waldbränden: Griechenlands Premier Costas Karamanlis und seine Frau Natassa.

Foto: REUTERS/Stringer
Griechenlands Bürger haben dem konservativen Regierungschef Kostas Karamanlis bei den Parlamentswahlen im September eine zweite Chance gegeben. Die oppositionelle sozialistische Pasok erlitt eine schwere Niederlage, während die kleineren Parteien beachtliche Stimmenzuwächse verzeichnen konnten.

Erst eine Stunde nach Mitternacht verließ der griechische Premier Kostas Karamanlis die Parteizentrale. Er wollte anscheinend auf Nummer sicher gehen, dass er sein Wahlziel – die absolute Mehrheit – nicht verfehlt hatte. Die Wähler verpassten zwar den beiden Großparteien einen Denkzettel, der größere war aber der Pasok vorbehalten. Erleichtert stellte Karamanlis dann in seinem ersten Statement fest: „Ich habe von den Wählern einen starken Regierungsauftrag gefordert und den gibt es nun, weil sich die neue Regierung auf eine Mehrheit stützt.“

Die regierende Nea Dimokratia (ND) kam am Ende auf 41,9 Prozent der Stimmen und erhält damit mit 152 von 300 Sitzen eine knappe absolute Mehrheit im Parlament. Die Verluste von etwa drei Prozent gegenüber der Wahl von 2004 kann Karamanlis verschmerzen. Für den Regierungschef wurde auch sein Krisenmanagement nach den Waldbränden im August nicht zum Stolperstein. Soforthilfe beim Wiederaufbau und der Appell an die „Einheit der Griechen“ verhinderten Schlimmeres. Montag erhielt er erneut den Regierungsbildungsauftrag.

Der Handlungsspielraum für Karamanlis ist durch die Niederlage größer geworden. Die Oppositionspartei erzielte Sonntag mit 38,1 Prozent das schlechteste Ergebnis seit 1977. Noch am Wahlabend wurde deutlich, dass Pasok-Chef Georgios Papandreou nicht leicht an der Führung bleiben wird können. Als Gegenkandidat bei der anstehenden Kür des Parteichefs preschte bereits der Ex-Minister Evangelos Venizelos vor.

Ein Blick auf das Wahlergebnis zeigt aber auch eines: Der „politische Rand“ gerät in Bewegung. Proteststimmen, vor allem junger Griechen und aus den Großstädten Athen und Thessaloniki, verhalfen den linken Parteien, der griechischen KP (KKE) und der Allianz der Radikalen Linken (Siryza), zu kräftigen Gewinnen. Dieses Kunststück gelang am anderen Ende des Spektrums auch der rechtspopulistischen „Orthodoxen Volksbewegung“ (Laos), die erstmals ins Parlament einziehen wird. (Robert Stadler aus Athen/DER STANDARD, Printausgabe, 18.9.2007)