Die Zeugenliste für diese Bawag-Prozess-Woche garantiert interessante Verhandlungen. Heute, Montag, waren Thomas Hackl, ein intimer Kenner der Bawag und Refcos, sowie Bawag-Mitarbeiterin Sabine Sorf-Mastny im Zeugenstand.

Der heute 42-jährige Hackl arbeitete von 1991 bis 2002 in der Bawag, von 1997 bis 2002 leitete er die Wertpapierabteilung der ehemaligen Gewerkschaftsbank. 2002 wechselte er in die Refco-Vermögensverwaltung nach New York.

Seine derzeitige Tätigkeit sei "privater Vermögensverwalter", gab er am Montag im Zeugenstand an, die Firma Acies Asset Management SA, für die er nach seiner Tätigkeit bei Refco gearbeitet hatte, sei bereits "Geschichte", sagte er.

derStandard.at-Redakteur Rainer Schüller berichtete aus dem Wiener Landesgericht.

15:45 Uhr

Weiter geht's mit Zeugin Sabine Sorf-Mastny, geb. am 9.2.1966, von Beruf Bankangestellte, noch immer in der Bawag P.S.K. beschäftigt. Weder verwandt noch verschwägert mit einem der Angeklagten. Die Zeugin trägt einen schwarzen Hosenanzug mit weißer Bluse. Sie spricht leiser als Hackl und wirkt auch weit weniger selbstbewusst.

Die Zeugin ist seit August 1991 mit einer Karenzpause bei der Bawag im Bereich Beteiligung als Sachbearbeiterin beschäftigt. "Es war immer ein gutes Arbeitsklima", hält Sorf-Mastny fest. Sie habe mit allen Vorstandsmitgliedern Kontakt gehabt, weil es ihre Aufgabe auch war, die Vorstandssitzungen vorzubereiten. Sie hatte "immer ein gutes Verhältnis" zu ihren Vorgesetzten, ihr direkter Chef war damals Zwettler.

Sie hatte mit den "Karibik-1"-Sondergeschäften zu tun, danach aber mit keinen Sondergeschäften mehr. Kontakt zu Flöttl hatte sie nicht, Einblick in die Art der Geschäfte auch nicht. Ihre Aufgabe sei nur gewesen, die Kredite abzuwickeln, sie habe jedoch nicht gewusst, was dahinter steckte. Sie habe auch nicht direkt gewusst, dass hinter allen Geschäften Flöttl jun. steckte. Sie wusste nur, dass die Geschäfte über den damaligen Generaldirektor (Walter) Flöttl sen. liefen, und dass auch der Junior daran beteiligt war. Genaueres wusste sie jedoch nicht. "Ich war da nicht eingebunden", wiederholt sie mehrfach.

Mit der Umsetzung der Geschäfte sei "Magister Nakowitz" befasst gewesen. Dieser dementiert dies auch nicht und hält fest, dass er vermutet, dass damals die Rechtsabteilung der Bawag auf Anweisung von Zwettler nicht eingebunden wurde.

Die Richterin fragt die Zeugin, ob sie es nicht gewundert hat, dass sie in die Geschäfte nicht mehr eingebunden war? Diese antwortet, dass es damals sehr viele anderen Dinge - wie z.B. in Sachen Konsum - zu tun gab. Richterin: In der "Karibik-2"-Phase hat es irrsinnig viele Offshore-Firmen gegeben. Warum eigentlich?" Die Zeugin weiß es nicht und kennt auch die Hintergründe nicht. "Ich weiß, dass 1995 die Geschäfte wieder aufgenommen wurden, war aber nicht eingebunden." Von den Bawag-Verlusten habe sie erst im Vorjahr erfahren.

Meine Sitznachbarin Helga Seeliger, ÖGB-Pensionisten, die noch keinen Verhandlungstag versäumt hat, flüstert mir zu, dass die Zeugin "Ich war da nicht eingebunden" gut einstudiert habe. Damit hat sie völlig recht.

Das einzig Konkrete, das Frau Sorf-Mastny bis jetzt mit gebrochener Stimme zu Protokoll gab, ist, dass es "ein Schock" für sie gewesen sei, als sie von den Bawag-Verlusten erfuhr. Nachdem mehr als "ich weiß es nicht" an diesem Nachmittag im nur spärlich gefüllten Großen Schwurgerichtssaal nicht mehr zu erwarten ist, beenden wir hiermit die heutige Live-Übertragung. Rainer Schüller verabschiedet sich aus dem Wiener Landesgericht.

14:50 Uhr

Der "Westflügel" (Anwaltsbank der Ex-Vorstände) spricht. Und wiederholt eingangs peinlicherweise laut Richterin eine Frage, die schon gestellt wurde. Die zweite Frage geht an Ex-Vorstand Büttner zur Untermauerung einer seiner vorherigen Aussagen und nicht an den Zeugen. Hackl wird erst danach ein Papier vorgelegt, auf welchem sich zwei Unterschriften von ihm befinden. Er bestätigt, dass beide von ihm stammen.

Hackl gibt zu Protokoll, dass er sehr oft direkt in die Vorstandssitzungen beordert wurde, um dort Papiere zu unterschreiben. Frage des Anwalts: Haben Sie inhaltlich über die "Uni-Bonds" hauptsächlich mit Elsner, Zwettler und Nakowitz gesprochen? Hackl: "Das wird schon so gewesen sein." Mit Kreuch und Schwarzecker habe er im Vorfeld nicht gesprochen, in der Annahme, dass die Dinge später noch im gesamten Vorstand besprochen werden.

Der Rechtsvertreter eines Ex-Vorstandsmitglieds will dann wissen, wie diese Israel-Reise vom 17./18.12.2000 zustande kam? "Was muss man da vorbereiten, wenn man dort mehrere Banken besucht?" Hackl: "Ich selber war mit der Planung der Reise nicht beschäftigt." Er habe nur erfahren, dass es am Sonntagmorgen nach Tel Aviv ginge. Frage des Anwalts: "Warum kann man da nicht einfach telefonieren?" Hackl: "Bei einem Geschäft in dieser Höhe ist es üblich, dass man selber hinfliegt." Abschließend fragt auch noch der Anwalt von Ex-Vorstand Schwarzecker den Zeugen Hackl, ob er mit Schwarzecker oder ihm in den letzten Jahren Kontakt hatte. Hackl verneint, was Schwarzeckers Jurist mit einem "Danke" quittiert.

Am Ende wird es noch persönlich: Hackl wird gefragt, welches Verhältnis er zu den einzelnen Bawag-MitarbeiterInnen hatte. Er gibt an, dass er mit einigen wie mit Ingrid Winter-Reumann, der Ex-Leiterin des Bawag-Beteiligungsmanagements, oder Nakowitz das Du-Wort gepflegt hat.

Das war's nun für Thomas Hackl. Er kann den Zeugenstand verlassen und nach Wien-Schwechat rauschen, damit er seinen Heimflug noch erwischt. Vorher unterschreibt er jedoch noch am Tisch der Richterin, dass er die Kosten für die Reise nach Wien ersetzt haben möchte.

14:30 Uhr

Elsners Anwalt legt das "Geständnis" von Flöttl vor und fragt Hackl, ob er es kenne. Dieser antwortet, er kenne es aus den Medien. Der Anwalt: "Was hätten Flöttl und Alamouti tun können, was wäre deren Aufgabe gewesen?" Hackl versteht nicht ganz, worauf Schubert hinaus will, und antwortet: Die "Uni-Bonds" waren bekannt. Hier hätte es jedes Vorstandsmitglied in der Hand gehabt, etwas zu tun.

Hackl wird gefragt, ob er in den letzten Jahren direkten Kontakt zu den Angeklagten oder deren Anwälten hatte. Hackl bejaht. Einen laufenden Kontakt gebe es aktuell jedoch nicht.

13:50 Uhr

Hackl wird von Elsner-Anwalt Wolfgang Schubert darauf angesprochen, dass er selbst einmal von der "Energie" seines Mandanten bei Entscheidungsprozessen gesprochen habe. Er wird gefragt, ob Elsner diese Energie auch im Rahmen der Anschläge vom 11. September in New York aufgewendet hat. Hackl gibt an, dass er damals selbst in New York war und auch sehr nahe bei den Türmen die Anschläge miterleben musste. Er sei damals mit Hilfe von Elsner - und hier verwendet Hackl das Wort "Energie" noch einmal - mit einem der ersten Flüge ausgeflogen worden. Zur aktuellen "Energie" des Ex-Bankchefs kann vermerkt werden, dass Elsner am heutigen Prozesstag die Sauerstoff-Flasche bisher unbenutzt ließ, der Sessel mit den üblichen Decken steht zwar bereit, der Angeklagte hat heute jedoch beide Füße am Boden.

Hackl gibt jetzt auch noch im Detail Auskunft, worüber er sich mit den zuvor bereits angesprochenen namenlosen russischen Mathematikern im Büro Flöttl unterhalten hat. Der Ex-Treasury-Chef, der von sich selbst behauptet, mit Formeln sehr gut umgehen zu können, hält fest: "Die haben mir die Formeln um die Ohren geworfen, dass es mir ganz schwindelig wurde." Der Kontakt zu russischen Mathematikern sei für ihn damals jedenfalls genauso wie der erste Flug mit einem Privatjet etwas völlig Neues gewesen.

13:30 Uhr

"Alle wieder vollzählig?" Richterin Bandion-Ortner setzt fort. Sie befragt nun die Anwesenden, ob Hackl im Jahr 2000 von den Verlusten wusste. Elsner verneint. Die Richterin wundert sich auf Grund dieser Antwort, warum man einen "Ahnungslosen" nach Israel geschickt habe, um die "Uni-Bonds" an die israelische Bank zu verkaufen.

Für Hackl war die Motivation der Bank, die "Uni-Bonds" nicht in den Bilanzen zu haben diejenige, dass der Name Flöttl nicht nach außen aufscheinen sollte. Nach seinem Ausscheiden aus der Bank habe Hackl "überhaupt nicht" die Gelegenheit gehabt, mit Flöttl zu besprechen, was aus den "Uni-Bonds" geworden sei. Über die Verluste habe er erst später erfahren.

12:33 Uhr

Staatsanwalt Krakow befragte Hackl auch noch zu Elsners Sekretärin. Es solle gemeinsame Opernbesuche gegeben haben, auch ein Klavier solle in das Wohnhaus der Sekretärin transportiert worden sein. Hackl will über die "betriebsinterne Gerüchteküche" aber keine Auskunft geben. Es folgt nun eine kurze Mittagspause. Verkürzt deshalb, weil Hackl am Nachmittag seinen Flug um 16.20 Uhr nicht versäumen möchte.

12:23 Uhr

Hackl wird weiter zu den "Uni-Bonds" befragt. Für ihn war die Person Wolfgang Flöttl vor den "Uni-Bonds" kaum ein Thema. "Ich wusste zwar, dass es Geschäftsbeziehungen gab, aber mehr nicht." Über die "Uni-Bonds" habe Hackl "fortlaufend" berichtet. Ob über jeden einzelnen Verlauf berichtet wurde, weiß Hackl jedoch nicht mehr genau, es habe aber ohnehin keinen nennenswerten Änderungen gegeben. Man habe aber auf Grund der Höhe der Bonds auf jeden Fall darüber gesprochen.

Eine eigene Stabsfunktion "Risiko-Controlling" habe in der Bawag auf täglicher Basis das Risiko der Treasury-Handelsaktivitäten gemeldet. Wenn hier einmal Geld verloren gegangen wäre, dann wäre das völlig transparent gewesen. Es habe für jeden Vorstand einen "Vorstandsbericht Treasury" gegeben. Die "Uni-Bonds" seien jedoch im "Bankbuch" außerhalb des Pouvoir von Hackls Abteilung gewesen. "Wir haben sie angekauft, betreut, aber wir durften nicht die Entscheidung treffen, sie zu verkaufen oder umzubuchen."

12:15 Uhr

Hackl wird eine Aktennote aus dem Jahr 2000 vorgelegt über den "Verkauf einer Option für 7 Performance-Bonds". Er habe das handschriftliche "streng vertraulich" nicht vermerkt. Auch Elsner verneint: "Sicher nicht". Die Richterin fragt, ob jemand im Raum seine Handschrift erkenne, es meldet sich niemand.

In einer anderen Aktennotiz mit dem Datumsvermerk 20.7.1999 geht es um Überweisungen in der Höhe von 30 Millionen Dollar an Ross Cap. Markets Ltd. von Investmentbanker Flöttl, wofür es laut Staatsanwalt Krakow keine Vorstandsgenehmigung gab. Hackl hält jedoch fest, dass von Seiten des Treasury keine Überweisung ohne entsprechende Weisung gegeben habe. "Es musste auf jeden Fall vom zuständigen Vorstand eine Weisung gegeben haben." Hackl, der das "Gesamt-Pouvoir" der Bawag nicht mehr im Detail im Kopf hat, kann jedoch nicht sagen, ob für diese vorgelegte Aktennotiz der gesamte Vorstand oder nur eine Person zuständig gewesen sei. Zwettler wirft ein, dass er sich nicht vorstellen könne, dass diese Entscheidung "solo" gefällt werden konnte.

Die Richterin fragt Elsner, ob er Überweisungen in dieser Höhe alleine beschließen habe können. Elsner meint, dass es bei Beträgen in dieser Höhe einen Vorstandsbeschluss hätte geben müssen. Er könne sich an diese konkrete Transaktion jedoch nicht erinnern, weil er schließlich "schon lange in Pension" sei. Ex-Vorstand Josef Schwarzecker sagt aus, dass es dafür keinen Vorstandsbeschluss gegeben habe: "Es hat zu vielen Beschlüssen, die Elsner getroffen hat, keine Vorstandsbeschlüsse gegeben."

11:45 Uhr

Staatsanwalt Krakow ist am Wort. Er wendet sich an Hackl und geht zurück zu den Uni-Bonds. Hackl gibt an, dass das "alles in allem eine relativ risikoarme Veranlagung" gewesen sei.

Hackl gibt präzise Antworten auf jede Frage. Der Treasury-Experte bleibt immer höflich und flicht bei Erinnerungslücken stets ein "Verzeihen Sie" und manchmal ein "Sorry" mit gerolltem "R" ein. Mitgebracht hat er eine Wasserflasche, in den vergangenen zwei Stunden griff er allerdings erst zwei Mal danach. Der Anzug sitzt perfekt, die silbernen Manschettenknöpfe blitzen. Neben ihm steht eine schwarze Aktentasche, ähnlich jener von Flöttl. Sie ist jedoch etwas dünner und wirkt moderner. Besonderes Kennzeichen: Hackl hat eine rote Armbanduhr an die Tasche montiert. Im Gegensatz zu den eher im Wienerischen Dialekt vorgebrachten Aussagen Elsners und Zwettlers drückt Hackl sich gewählt und hochdeutsch aus. Nur im längeren Gespräch versucht er sich im Wienerischen und sagt "g'sagt" statt "gesagt".

Im Cafe Buffet wurde im Übrigen gerade der Industrielle Mirko Kovats gesichtet, der heute auch im Gericht "zu tun" hat.

11:10 Uhr

Nach einer zehnminütigen Pause, in der sich auch der heutige Hauptzeuge Thomas Hackl kurz die Füße vertrat, geht es nun weiter.

Ex-Vorstand Peter Nakowitz wird zu einer Israel-Reise befragt, an der auch Hackl teilgenommen hatte. Ziel sei es gewesen, die Bonds zu prüfen und unter Umständen an eine israelische Bank zu verkaufen.


Ex-Vorstand Peter Nakowitz: Verkauf der Uni-Bonds kamen nicht zustande, weil die israelischen Banken Details haben wollten

Dies sei ein "technischer Vorgang" gewesen. Der Verkauf sei dann aber nicht zustande gekommen, weil die israelischen Banken Details wissen wollten. Dann sei aus dem Geschäft auch nichts mehr geworden. Die Richterin: "Aha. Hat man da am Ende schon gewusst, dass die nichts wert waren?" Kurzes Gelächter im Publikum. Zur Frage nach dem Zeitpunkt der Israel-Reise gibt Elsner an, dass diese knapp vor Weihnachten im Dezember stattgefunden habe. Den Inhalt der Bonds hätte man der israelischen Bank aber auch gar nicht offenbart. Die Reise sei aber nichts Geheimnisvolles gewesen, sondern offiziell.

Flöttl wirft ein, dass Hackl schon im November über die "Umstrukturierungen" informiert worden sei. Der Ex-Treasury-Chef dementiert nicht, an den genauen Zeitpunkt kann er sich jedoch nicht erinnern.

Hackl wird zu Alpha Capital befragt. Er gibt an, dass er beauftragt wurde, sich Handelsstrategien einer Kundengruppe anzusehen. Was er dann auch getan habe. Mit der Bawag habe man auch an diesen Geschäften partizipiert. 1999/2000 kam die Idee, gemeinsam mit dieser Kundengruppe in einem Volumen von 30 oder 40 Millionen Dollar die Geschäfte zu bündeln, wobei die Bawag Co-Investor gewesen sei.

Hier habe es auch einen Berührungspunkt mit Viktor Klima gegeben, nach dessen Zeit als Bundeskanzler. Die Richterin: "Sollte Klima eine Funktion bekommen?" Hackl: "Ja, er sollte im Vorstand sein." Das sei dann aber nicht geschehen. Elsner bestätigt, dass Klima mitarbeiten hätte sollen, aber nicht im Vorstand. Es sei aber dann nicht dazu gekommen.

10:45 Uhr

"Ab wann wussten Sie, dass die 'Uni-Bonds' nichts mehr wert sind?" möchte die Richterin wissen. Hackl: "Nachdem die große Refco-Katastrophe ausgebrochen war." Bandion-Ortner geht ins Detail: "Hat die Tochter von Aufsichtsrats-Präsident Weninger bei Ihnen im Treasury gearbeitet? Haben Sie mit ihr eng zusammen gearbeitet?" Hackl: "Ja, ich habe mit ihr sehr gut zusammen gearbeitet."


"Ab wann wussten Sie, dass die 'Uni-Bonds' nichts mehr wert sind?" möchte die Richterin wissen. Thomas Hackl: "Nachdem die große Refco-Katastrophe ausgebrochen war."

Ex-Bawag-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger bestätigt vom "Westflügel" der Bank (wo die Ex-Vorstände sitzen), dass seine Tochter in der Bawag schon vor ihm begonnen habe. Sie sei dann aber in Karenz gegangen. Er habe sich nicht darum gekümmert, wo und wie seine Tochter beschäftigt war. Sie habe aber nie über die Uni-Bonds mit ihrem Vater geredet, weil sie nicht mehr im gemeinsamen Haushalt gelebt habe.

Die Richterin schwenkt wieder zu Hackl: "Waren Sie Mitglied der Bilanzrunde?" Hackl meint, er kenne keine "Bilanz-Runde" und wisse auch nicht, was das sei. Die Richterin fragt den Ex-Treasury-Chef, ob er bei den Transaktionen ab 2001 mitgewirkt habe. Er sei sich in keinster Weise bewusst gewesen, dass es dabei um die "Verdauung des Verlustes" ging.

10:25 Uhr

Die Richterin befragt Hackl, wie er Flöttl kennen gelernt habe. Zuerst habe er ihn in New York getroffen. Dann sei er "extrem eindrucksvoll" mit dem Privatflugzeug zu "Doktor Flöttl" auf die Bermudas geflogen worden. Er sei damals zum ersten Mal mit einem Privatflugzeug geflogen und war verwundert, "dass das ganze Flugzeug nur für mich war." An die Größe von Flöttls Bermuda-Büros kann er sich nicht erinnern. Ebenso wenig daran, ob da auch Computer gestanden seien. In New York seien sicher welche gewesen, ebenso wie russische Mathematiker.


Wolfgang Flöttl gibt heute an, Thomas Hackl 1998 kennen gelernt zu haben, weil er von Elsner damit beauftragt worden war

Flöttl gibt an, Thomas Hackl 1998 kennen gelernt zu haben, weil er von Elsner damit beauftragt worden war. Elsner erläutert, dass sich die beiden kennen lernen sollten, weil Hackl beurteilen sollte, was dort (auf den Bermudas) gemacht werde. Hackl erklärt die "Uni-Bonds": "Eine diversifizierte, über verschiedene Hedge-Fonds gemachte Veranlagungs-Strategie." Hackl werden Aktennoten zu den "Uni-Bonds" vorgelegt: "Das war ein Konvolut von Unterlagen, die ich bei einen meiner zahllosen Rufen in den Vorstand bekommen habe." Die "Uni-Bonds" waren für ihn eine ganz normale Veranlagung. Die Aktennote wurde "dann ja auch wie üblich in den Vorstand eingereicht". Hackl gibt an, dass die "Uni-Bonds" für ihn vom Vorstand initiert wurden. Warum es zwei verschiedene Versionen dieser Aktennote gibt (einmal scheint Alamouti auf, einmal nicht), weiß Hackl nicht. Alamouti hat er weder gesehen noch gekannt noch gesprochen.

In die Strukturierung der "Uni-Bonds" sei er überhaupt nicht involviert gewesen. Er habe im Lauf der Geschäfte "Performance-Meldungen" per Fax von Dr. Flöttls Sekretärin oder Mitarbeitern bekommen. Hackl habe die Entwicklung studiert und festgestellt, dass diese keine "exorbitante" war. Dass alle Bonds gleich verlaufen sind, sei ihm nicht aufgefallen, außerdem sei das schon acht Jahre her.

Im Spätsommer, Früherbst 2000 seien die Meldungen dann ausgeblieben. Zuerst habe er bei Flöttl nachgefragt, dort hieß es, die Zahlen "werden schon kommen." Er habe das dann entweder Nakowitz oder Elsner mitgeteilt, wem von beiden zuerst, weiß er nicht mehr. Elsner habe dann gemeint: "Rufens dort an und schauens, dass Sie die Meldungen bekommen." Es sei aber nichts mehr eingetroffen, erinnert sich Hackl. Er habe dann noch einmal mit Elsner darüber gesprochen, der gemeint habe, Peter Nakowitz werde sich darum kümmern.

10:00 Uhr

Thomas Hackl betritt mit einem Lächeln im Gesicht, mit genageltem Schuhwerk den Großen Schwurgerichtssaal. Als Wohnsitz nennt er Frankreich. Hackl gibt an, von einem Headhunter für die Bawag angeworben worden zu sein, ihm sei aber nicht bekannt, dass dafür eine Ablöse gezahlt worden sei.

"Wollten Sie in den Vorstand?", fragt die Richterin. Hackl stockt ein wenig. "Das war durchaus eine Möglichkeit." Richterin: "Haben Sie sich mit allen in der Bawag gut verstanden?" Hackl: "Wir hatten ein gutes Arbeitsverhältnis." Die Richterin fragt, ob Hackl sich nicht für die Geschäfte von Flöttl interessiert habe. "Nein, wir hatten im Treasury sehr viel zu tun", lautet die Antwort. Richterin: "Kennen Sie sich bei derivativen Wertpapiergeschäften aus?" Hackl: "Ich glaube, ganz anständig, ja." Er verneint jedoch die Frage, ob er damals gewusst habe, dass derartige Geschäfte gemacht wurden.

Büttner und Elsner bestätigen ein Gespräch, in welchem die Personalverantwortung für Hackl geändert wurde - zurückzuführen auf Differenzen zwischen Büttner und Hackl. Elsner habe dabei gestört, dass Büttner hinter dem Rücken der anderen Vorstände agiert habe. Elsner habe versucht, Hackl zu halten, Büttner sei nur mehr fachlich für den Treasury-Chef verantwortlich gewesen. Versüßt wurde Hackl das Verbleiben in der Bawag laut Elsner mit "etwa 25.000 D-Mark".

9:30 Uhr

Thomas Hackl war Treasury-Chef der Bawag und wechselte 2002 in die Refco-Vermögensverwaltung nach New York. Er war in die Abwicklung der so genannten Unibonds (die im Jahr 2000 mit dem Totalverlust endeten) involviert. Hackl war in der Bawag-Causa auch mehrmals vor den Banken-Untersuchungsausschuss des Parlamentes geladen, ist dort allerdings nie erschienen. Laut Zeugin Ingrid Winter-Reumann war der Investmentbanker der Widersacher des angeklagten Ex-Vorstandsmitglieds Christian Büttner. "Er hat gedacht, nicht Büttner, sondern er sollte im Vorstand sitzen", hatte Winter-Reumann am Donnerstag erzählt. Verwicklungen in die Causa Refco (ist noch nicht angeklagt, es läuft ein Vorverfahren) bestreitet Hackl, er nennt entsprechende Berichte "Räubergeschichten aus dem Wienerwald".


Ist es richtig, dass Hackl in den Vorstand wollte? "Ja", sagt Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner

Ex-Bawag-Chef Elsner wird zu seinem Verhältnis zu Hackl befragt. Elsner: "Er war ein äußerst fachkundiger Mitarbeiter, dem sein Ruf von der Länderbank vorausgeeilt ist. Wir haben versucht ihn zu halten, da mussten wir Ablöse zahlen."

Richterin Claudia Bandion-Ortner: "Aha. Das ist wie bei den Fußballern. Ist es richtig, dass Hackl in den Vorstand wollte?" Elsner bejaht. (Der Ex-Bawag-Chef war mit dem Ex-Treasury-Chef per Sie wie mit allen aus dem Vorstand.)

Ex-Vorstand Büttner erläutert, dass das Verhältnis zu Hackl ab einer gewissen Zeit "nicht friktionsfrei" gewesen wäre. Dieser sei mit seinen Problemen immer zu Elsner oder Zwettler gegangen. "Mein Vertrauter war er bestimmt nicht."