"Fahrgäste sind zu mir gekommen und haben gesagt, dass vor der U-Bahnstation ein Mann randaliert und wahllos auf Leute einschlägt", schildert der Stationswart Wolfgang Moser im Gespräch mit dem Standard den Vorfall. Der Mann habe schon auf dem Weg zur U-Bahn Passanten angepöbelt und gestoßen. Einige stürzten und erlitten Abschürfungen. "Auf dem Bahnsteig zerschlug er dann einem älteren Mann die Brille und verletzte ihn im Gesicht", beschreibt Michael Mimra, Leiter des Kriminalkommissariats Süd, die Zeugenaussagen. Als Umstehende dem Mann zu Hilfe eilten, kam es zu einer Rangelei, bei der der 29-jährige Wiener zwei Männer auf die Gleise stieß. Danach ging er ein paar Meter weiter und stieß einen weiteren Mann vom Bahnsteig.
Blitz-Attacken Nur wenige Augenblicke, nachdem der Stationswart von den Fahrgästen auf den Randalierer aufmerksam gemacht worden war, sah er die dramatische Szene auf dem Überwachungsmonitor. "Ein Mann fiel in hohem Bogen vom Bahnsteig", sagt Moser. Per Notstopptaste hielt er die U-Bahn-Garnituren an und alarmierte die Polizei. Moser: "Sekunden später sah ich einen zweiten Mann fallen, danach sind etliche Leute hinuntergesprungen, um den beiden zu helfen." Zum Zeitpunkt des Vorfalls war glücklicherweise keine U-Bahn in der Nähe der Station.
Die drei Opfer erlitten Abschürfungen, Schnitt- und Rissquetschwunden. Ein Mann ist laut Polizei so unglücklich gefallen, dass er möglicherweise Rückenverletzungen erlitten hat. Im Unfallkrankenhaus hieß es, es gehe den Männern den Umständen entsprechend gut. Mimra beschreibt den Verdächtigen als "äußerst aggressiv", der Mann sei bei der Polizei kein Unbekannter. Die Einvernahme des Verdächtigen dauerte zu Redaktionsschluss noch an.
Gegen Attacken auf Bahnsteigen sind die Betreiber praktisch machtlos. Dass sich derartige Vorfälle verhindern ließen, glaubt Johann Ehrengruber, Sprecher der Wiener Linien, nicht. Bahnsteigtüren, wie sie beispielsweise in Moskau oder Tokio üblich sind, seien für fahrerlose U-Bahnzüge konzipiert. Dabei fahren die Züge hinter einer Metallwand ein, die Türen am Bahnsteig öffnen sich erst, wenn der Zug steht. Ehrengruber: "Verrückte Menschen finden aber trotzdem immer Wege."
Abgewiesen Im November 2005 hatte ein 56-Jähriger versucht, eine Stationsaufseherin vor den einfahrenden Zug der Linie U4 zu stoßen. Damals war es für einen "Notstopp" zu spät. Die Bedienstete konnte nur durch das Eingreifen einiger Passanten rechtzeitig gerettet werden. Der Mann hatte bereits Monate vorher wahllos Frauen auf der Straße attackiert. Schließlich suchte der Mann von sich aus Hilfe. Er begab sich in ein psychiatrisches Krankenhaus, wurde aber umgehend abgewiesen.