Für die Vergiftung macht der Arzt den Wirkstoff Chlordecon verantwortlich, dessen Schädlichkeit seit 1979 bekannt ist. Spuren dieses Gifts seien auf Guadeloupe bei allen schwangeren Frauen und neugeborenen Kindern gefunden worden. Belpomme macht das Gift auch für die überdurchschnittlich große Zahl von Prostata-Krebsfällen und Missbildungen bei neugeborenen Kindern auf den Französischen Antillen verantwortlich. Die Bevölkerung von Martinique und Guadeloupe sei "regelrecht vergiftet" worden, sagte Belpomme der Zeitung "Le Parisien". Frankreichs Gesundheitsminister Michel Barnier sprach von einer "sehr ernsten Lage".
Mensch
Insel-Bevölkerungen durch Insektizid vergiftet
"Sehr ernste Lage" auf Martinique und Guadeloupe - Giftspuren bei allen schwangeren Frauen und neugeborenen Kindern gefunden
Paris - Einen Aufsehen erregenden Bericht legte der französische
Krebsspezialist Dominique Belpomme der Pariser
Nationalversammlung vor - am Montag wurden Auszüge daraus bekannt. Demnach habe der Einsatz eines besonders giftigen Insektizids
auf Bananenplantagen in den französischen Überseedepartements
Martinique und Guadeloupe zu einer regelrechten "sanitären
Katastrophe" geführt.
Chlordecon
Chlordecon wurde im französischen Mutterland ab 1990 verboten, auf
den Französischen Antillen aber erst 1993. Zudem wurde das Insektizid auf Martinique
und Guadeloupe noch bis 2002 heimlich weiter eingesetzt, so dass
heute Böden und Gewässer verseucht sind. Die schädliche Wirkung von
Chlordecon dauere zudem lange an, weil die Substanz erst nach etwa
einem Jahrhundert abgebaut sei, erläuterte Belpomme. Der Verzehr der
behandelten Bananen sei aber unbedenklich, weil das Gift nicht durch
die Schale dringe. (APA)