Grafik: STANDARD
Wien – Nach einer Phase des Schweigens in den österreichsichen Banken zum Thema Meinl European Land (MEL) hat sich die UniCredit am Montag mit einer Analyse zu Wort gemeldet. Die Einschätzung der Analysten lautet: verkaufen; das Kursziel für die nächsten zwölf Monate liegt bei 9,10 Euro. Zuletzt war das Kursziel noch bei 22,2 Euro gelegen.

Darüber hinaus werde MEL laut eigenen Aussagen bis 2009 bis zu 1,4 Mrd. Euro frisches Kapital brauchen – in den Augen der Analysten angesichts des Vertrauensverlusts ein "extrem schwieriges, wenn nicht unmögliches" Unterfangen.

Wer hält die Partly Paid Shares?

Darüber hinaus warten die Investoren laut UniCredit nach wie vor auf Antwort auf die Frage, wer die 150 Millionen Stück Partly Paid Shares (für diese Anteile wurde nur ein Cent per Stück einbezahlt, sie stehen aber für ein Drittel der MEL-Stimmrechte, Anm.) hält. Das dürfte so bald nicht geschehen. MEL-Sprecher Rupert-Heinrich Staller zum STANDARD: "Es wurde eine Gesellschaft namens Tshela genommen, veräußert und in Tshela Nominees umbenannt. Die ist eine Treuhandstelle für diese Papiere. Wer ihr Eigentümer ist, wird nicht bekannt gegeben, diese Namensaktien unterliegen nicht den österreichischen Publizitätsvorschriften." Die Entscheidung, wann die Einbezahlung des Kapitals zu erfolgen hat, "trifft das MEL-Board im Interesse der Gesellschaft".

In den Prime geholt

Schauplatz Wien: In der Börse ist noch immer keine Entscheidung darüber getroffen worden, ob die MEL-Papiere aus dem Segment ATX-Prime ausgeschlossen werden. Spannung bekommt das Agieren der Börse jetzt auch, weil MEL von sich aus das Segment gar nicht wechseln wollte, wie der STANDARD erfahren hat.

Die Umsatzentwicklung und das Handelsvolumen mit dem MEL-Zertifikaten sei über Monate sehr gut gewesen, sodass die Börse selbst den Einkaufszentren-Finanzierer zum Segmentwechsel "angeregt" habe. Nach mehrmaligen Versuchen der Wiener Börse habe man bei MEL letztlich die Zulassung auf den Segmentswechsel beantragt, heißt es aus dem MEL-Umfeld.

Diese Darstellung wird in der Wiener Börse freilich dementiert: "Wir haben das Unternehmen nicht gedrängt", erklärt Börse-Sprecherin Beatrix Exinger. Im Frühjahr 2007 habe es jedoch eine Diskussion darüber gegeben, ob Immobilien-Titel in den ATX aufgenommen werden dürfen. Das hat das ATX-Komitee abgelehnt, dafür wurde beschlossen, den Immobilien-ATX (IATX) aufzuwerten. Damit Aktien in den IATX kommen, müssen sie vorher im ATX Prime notieren.

Aktionäre verlange Auflösung von MIP und MAI

Nach den Turbulenzen bei MEL verlangen nun einige Aktionäre die Auflösung der erst kürzlich an die Börse gebrachten Meinl International Power (MIP) und Meinl Airports International (MAI). "Bei der MIP und MAI wünschen viele Anleger eine sofortige Liquidation der Gesellschaften, damit sich der Cash-Bestand nicht wertverzehrend reduziert", erklärte Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger am Montag. Er forderte "die unverzügliche Einberufung einer Anlegerversammlung, um Informationen vom Management aus erster Hand zu bekommen".

Weniger dramatisch als bisher angenommen dürften die Milliarden-Emissionen kurzfristiger Schuldverschreibungen sein. Sie dienten offenbar der Finanzierung des Projektgeschäfts, hieß es gestern aus eingeweihten Kreisen. Mit einer Vermittlungsgebühr von 0,125 Prozent habe die Meinl Bank die übliche Provision erhalten. (bpf, gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.9.2007)