Blut floss im WUK bei der Österreichpremiere von Joanna Newsom keines, oder wenn, dann Herzblut wie wohl bei der Mehrheit im Saal. Seit sich die US-Amerikanerin als radikalste Vertreterin des "Neo-Folk" daran machte, ihre ätherischen Weisen mit einer Harfe zu untermalen, ist diese im Pop quasi salonfähig geworden.
Hilfreich bei diesem "Siegeszug" war, dass Newsom für ihr Album "Ys" prominente Unterstützung bezahlen konnte. An den Reglern saß Steve Albini, der Alben für Nirvana, die Pixies und viele mehr aufgenommen hat, dazu Grenzgänger wie Jim O’Rourke sowie Van Dyke Parks. Jener Visionär, der mit Brian Wilson das Album Smile produzierte, an dem die Beach Boys beinahe zerbrochen wären, weil es damals zu extrem erschien.
Versammelt man derlei Berühmtheiten um ein Projekt, schafft das mediale Aufmerksamkeit. Das Ergebnis, dem diese drei Maestros samt Orchester und unter der Aufsicht von Joanna Newsom zuarbeiteten, brachte sie nun in gruppenreisentauglicher Kleinstform live zur Aufführung.
Heruntergebrochen auf ein Quartett mit einer Geigerin, einem Mandolinisten sowie einem tendenziell unterbeschäftigten und deshalb Zeit für die zweite Stimme findenden Schlagzeuger, nahm Newsom an der Harfe Platz und entführte ihr Publikum in den Grenzbereich zwischen Pop und Kammermusik.
Kein einfaches Unterfangen und bei über die Zehnminutengrenze reichenden Stücken nicht selten auch eine Geduldsprobe – erschwert durch den Umstand, dass Newsoms Gesang so klingt, als hätte sich Daisy Duck in einem mit Sarah-Kay-Tapeten verkleideten Schmollwinkel des Mikrofons bemächtigt. Wohlwollend muss man Newsom zugestehen, dass sie ihre Musik live so radikal umsetzt wie sie gedacht ist, und ihre oft geschwätzig länglichen Stücke ohne Abstriche verabreichte.