Wien – In Dubai kennt sich Architekt Walter Hildebrand aus. Immerhin ist er Präsident der Austrian Emirates Society, einem binationalen "Beziehungsnetzwerk für Kultur und Wirtschaft" – dem auch der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider als Ehrenvorsitzender angehört.

Und Walter Hildebrand kennt in Dubai "zumindest drei christliche Kirchen", die auch regen Zulauf haben. Zwar dürften die Christen in Dubai weder einen Kirchturm bauen, noch mit der dazugehörigen Glocke läuten, erklärt Hildebrand. Doch auf die Kirchen, die es gibt, ist man stolz: "Der Scheich hat an einer Kirche eine Tafel anbringen lassen, dass er die Errichtung mitfinanziert hat."

Ein "Aufrechnen der Sünden", wie das in der Moscheen-Debatte derzeit gerne geschieht, kann Hildebrand nicht nachvollziehen: "Wir müssen eine Vorreiterrolle in Toleranz einnehmen." Und ein Verweis auf die angeblich schlechte Situation der christlichen Kirchen in islamischen Staaten helfe da wenig.

Peter Westenthaler macht es trotzdem. Im Standard-Gespräch meinte er: "Wenn Sie heute nach Istanbul fahren und dort eine Kirche hinbauen wollen, werden Sie wahrscheinlich auch bestraft."

Nein, wird man nicht, weiß der Chefredakteur der Katholischen Nachrichtenagentur und Sprecher der Erzdiözese Wien, Erich Leitenberger. Das Problem stelle sich aber ohnehin kaum, da die Christen in der Türkei immer weniger werden.

Aufgerechnet

Doch auch der steirische Bischof Egon Kapellari rechnet auf: "Solange Christen sich in fast allen islamischen Ländern verstecken müssen, sollten Muslime in Ländern wie dem unseren auf städtebaulich dominante Moscheen verzichten." Die Golfstaaten kann er damit jedenfalls nicht gemeint haben: In Kuwait, Dubai, Katar, Oman, den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Südjemen gibt es laut Leitenberger "immer mehr" christliche Kirchen. Allerdings nur in Syrien und Ägypten (wo die koptische Minderheit relativ groß ist) dürfen auch die Kirchenglocken läuten.

Ganz anders ist die Situation in Saudi-Arabien. Dort gibt es zwar eine Millionen Menschen umfassende Gruppe christlicher Arbeitsmigranten, aber die wahhabitische Ideologie hindert sie an der Glaubensausübung.

Ob sich die katholische Kirche in Österreich vom Islam bedroht fühlt? "Überhaupt nicht", sagt Leitenberger. Es gäbe ja auch gar "keine Explosion von Moscheen", wie dies derzeit oft in den Raum gestellt wird. Leitenberger versteht zwar die Forderung nach Reziprozität, "es ist aber auch etwas dran, dass man sich nicht an schlechteren Beispielen orientieren soll". (Karin Moser/DER STANDARD, Printausgabe, 18.9.2007)