ModeratorIn: Lieber Herr Dr. Rasinger, danke fürs Kommen. Liebe UserInnen wir sind schon gespannt auf viele interessante Fragen.

Wilhelm Rasinger: Ich begrüße alle Teilnehmer an diesem Chat und ich hoffe, dass ich vor allem zu aktuellen Fragen die richtigen Antworten geben kann.

Userfrage per Mail: Sind Sie als selbsternannter Kleinaktionärsvertreter bei manchen Hauptversammlungen deshalb besonders kritisch, weil sie keinen Beratungsauftrag erhalten haben? Für mich ist dieser mediale Selbstdarstellungsdrang ein unwillkommener Gestaltungsbeitra

Wilhelm Rasinger: 1. Ich bin in den letzten Jahren immer einstimmig von den Mitgliedern des IVA gewählt worden. 2. Den Zusammenhang den Sie herstellen weise ich mit aller Entschiedenheit zurück.

Userfrage per Mail: Eine immobilienkundige Persönlichkeit, der die Publikumsaktionäre vertrauen, sollte in den Board of Directors von Meinl European Land Ltd. gewählt werden - das wäre wohl die beste Möglichkeit, endlich Licht in die Sache zu bringen. Was halten Sie da

Wilhelm Rasinger: Das vordringlichste wäre, das Management der MEL kennen zu lernen. Ich habe vorgeschlagen, dass unverzüglich eine Anlegerversammlung einberufen wird, in der auch über die Besetzung des Boards abgestimmt werden kann. Ich würde für so eine Funktion nur dann zur Verfügung stehen, wenn ich das breite Vertrauen der Anleger bekomme.

Userfrage per Mail: Wie erklären Sie die Differenz zwischen Ihrer Schätzung des inneren Werts einer MEL-Aktie auf 14-15 Euro und dem gestern bekannt gegebenen "Kursziel" (etwa 9 Euro) der Analysten der Unicredit? Welche Berechnungsunterlagen haben Sie verwendet?

Wilhelm Rasinger: Ich bin kein Anlageberater und gebe keine Anlagetipps. Ich bin davon ausgegangen, dass die von MEL/Meinl-Bank veröffentlichten Daten nicht in Zweifel zu ziehen sind. Laut diesen Informationen liegt der innere Wert der Aktie (net asset value) zwischen 14 und 15. Dies ist aber keine Garantie, dass sich der Kurs in Kürze dort hin bewegen wird.

Userfrage per Mail: Gibt es von Meinl eine Reaktion auf den Vorschlag, MAI und MIP amikal zu liquidieren, während mit Liquidität untermauerte Substanz noch vorhanden ist? Eine weitere wichtige Anforderung muss sein, dass MAI und MIP eine verpflichtende öffentliche Zusi

Wilhelm Rasinger: Mein Vorschlag eine Anlegerversammlung für die MIP und MAI einzuberufen ist auf starke Zustimmung gestoßen. Ich habe mit einer Schlüsselpersönlichkeit der MIP über dieses Anliegen gesprochen. Diese Persönlichkeit möchte trotz der geänderten Rahmenbedingungen noch nicht diesen Vorschlag näher treten.

Userfrage per Mail: Was würden Sie jemandem raten, der ca. 8.000 Euro in MEL-Zertifikaten angelegt hat? Verkaufen oder darauf hoffen, dass der Kurs in der nächsten Zeit wieder steigt? Wenn Sie glauben, dass sich der Kurs wieder erholt, in welchem Zeitraum schätzen Sie,

Wilhelm Rasinger: Ich habe keine Kristallkugel. Die Entwicklung des Kurses hängt sehr stark davon ab in wie weit es Meinl, seinen Beratern und dem Management gelingt die Fehler der Vergangenheit zu bewältigen und das schwer geschädigte Vertrauen wieder herzustellen. Ich halte nichts von Spekulationen wo der Kurs in 2-4 Jahren sein könnte. Meine Orientierung ist der innere Wert (net asset value) der Aktie.

adlwanger: Wann wird es erste Ergebnisse bei der Untersuchung von MEINL BANK und MEL geben?

Wilhelm Rasinger: Ich hoffe möglichst bald. Die untersuchenden Institutionen sind gefordert möglichst bald mit Ergebnissen eine Klärung herbei zu führen. 150 000 beunruhigte Anleger erwarten sich eine baldige Aufklärung. Die Öffentlichkeit ist an Streitereien bzw. Diskussionen zwischen den prüfenden Institutionen nicht interessiert.

desisdes: Halten Sie es für möglich, dass ihre scharfe Kritik an MEL, Meinl Bank, und anderen Beteiligkeiten zu noch mehr Verlusten für Kleinanleger führt, da der Kurs von solchen Negativmeldungen nur weiter gedrückt wird? Wäre es nicht eher im Sinne der Klei

Wilhelm Rasinger: Ich habe vor vorschnellen Entscheidungen immer gewarnt. Durch den Aktienrückkauf der bis heute nicht verständlich ist, ist der MEL sehr großer Schaden entstanden. Es war falsch die Anleger nicht über diese Vorgänge zeitgerecht zu informieren.

movi: Gibt es für einen Privatmenschen, welcher rund 4000€ in MEL Aktien investiert hat aus Ihrer Sicht eine Möglichkeit an sein Geld zu kommen mittels Klage, etc....? Welche Vorgangsweise oder Haltund würden Sie den Kleinaktionären aus Ihrer Sicht empfeh

Wilhelm Rasinger: Die rechtliche Konstruktion der MEL ist sehr komplex und schwierig. Aus der Sicht des Anlegers ist die Geltendmachung von Ansprüchen sehr erschwert. Es ist sinnvoll erst dann eine Klage einzubringen, wenn klar ist nach welchem Recht bei welchem Gericht gegen wen welcher Betrag eingefordert werden kann. Daher bitte ich um Geduld. Etwaige Schadenersatzansprüche verjähren in der Regel nach 3 Jahren.

doc kracken: Herr Rasinger, bin unter anderem Aktionär von A-Tec Industries und etwas verunsichert wegen des medialen Wirbels rund um seine Betrugsanklage. Ich verstehe nicht, warum das im Vorfeld nicht auf dem Vergleichsweg geregelt wurde. Dieser Fall muss ja g

Wilhelm Rasinger: Diese Frage müssen Sie an Herrn Dr. Mirko Kovats richten. Für die langfristige Kursentwicklung werden die zukünftigen Ergebnisse der A-Tec wesentlich sein.

slow motion: Welche Gesetzesänderung bzw. -einführung im Zusammenhang mit Anlegerschutz würden Sie als wünschenswert betrachten ?

Wilhelm Rasinger: Es gibt einen Katalog von Änderungswünschen. Besonders aktuell ist die Verpflichtung Kapitalmarktprospekte dem Anleger auch auf deutsch zur Verfügung zu stellen. Die Kenntnis der Risikohinweise ist für eine Anlageentscheidung besonders wichtig. Ich verweise auf unsere Website: www.anlegerschutz.at.

zsolt kovacs: Welche Fehler der MEL Management sehen Sie als maßgebend an der Kurssturz?

Wilhelm Rasinger: Aus meiner Sicht war der massive Aktienrückkauf von 88 Millionen Stück zu einem Durchschnittskurs von rund 20,50 maßgebend, obwohl im Februar 2007 der MEL aus dem Verkauf von Aktien nach Abzug von Kosten nur rund 18,30 zugeflossen sind. Das monatelange Verschweigen dieser bis heute nicht aufgeklärten Entscheidung hat eine intensive Vertrauenskrise ausgelöst und dem Unternehmen einen beachtlichen wirtschaftlichen Nachteil gebracht.

Marcus22: Sehr geehrter Herr Dr. Rasinger. Ich finde es sehr gut, dass sie im Fall Meinl aktiv sind. Vor allem Ihre Forderung nach einer möglichst rasch einberufenen Generalversammlung bei MAI und MIP findet meine volle Unterstützung als Kleinaktionär. Meines

Wilhelm Rasinger: Ich finde, dass das Management verpflichtet ist in dieser schwierigen Situation von sich aus diese Anlegerversammlung einzuberufen. Es gibt keinen Grund diesen berechtigten Wunsch der Anleger zu verweigern. Ich hoffe nicht, dass die Jersey-Konstruktion als Hindernis oder Ausrede für diesen Wunsch der Anleger herangezogen wird. Das Management muss den Anlegern verantwortlich sein und nicht etwaigen Interessen rund um die Meinl-Bank.

desisdes: Was halten Sie von der Aussage Meinls "MEL sei ein klassischer Übernahmekandidat"? Widerspricht das nicht den 88 Mio. Aktienrückkäufen und den 150 Mio. Partly Paid Shares die "im freundlichen Besitz" sind? Was erwarten Sie sich (Kursmäßig und allgem

Wilhelm Rasinger: In der derzeitigen Situation kann ich mir nicht vorstellen, dass die MEL ein Übernahmekandidat ist. Ich würde mir wünschen, dass es einen Übernehmer gäbe, der über 20 Euro je Aktie an alle (!) bezahlen würde. Solange keine konkreten Angaben zu einer Übernahme erfolgen sehe ich darin ein mediales Ablenkungsmanöver, das die verunsicherten Anleger unnötig verwirrt. Auf jeden Fall ist dringend eine Klärung nötig, wer, wie über die Partly Paid Shares verfügen kann.

Christian Frech: Wenn Sie der Meinung sind ein gerechtfertigter Kurs der MEL-Aktie liege nahe dem Net Asset Value (NAV) von 14-15 EUR, warum raten Sie eigentlich geschädigten Kleinanlegern nicht zum Kauf der Aktie zum gegenwärtigen Kurs von etwa 10 EUR um (bereits r

Wilhelm Rasinger: Ich wiederhole: Ich bin kein Vermögensberater. Diese Entscheidung muss jeder für sich selber treffen.

Userfrage per Mail: Hat der IVA Anstrengungen gemacht, um Klarheit über tatsächliche Inhalte von Jersey-Aktienrecht in den relevanten Bereichen zu schaffen, und so nicht auf Angaben der Meinl-Seite angewiesen zu sein?

Wilhelm Rasinger: Der IVA verfügt nur über sehr eingeschränkte personelle und finanzielle Ressourcen. Kein Vergleich zu den Möglichkeiten über die die Meinlbank verfügt. Es gibt einige Experten die sich mit diesem Thema beschäftigen.

Userfrage per Mail: Ich habe sowohl meine MEL-Aktien als auch meine MAI-Aktien bei ganz schlechtem Kurs verkauft. Es war mir leider der rasante Kursverfall zu riskant und ich hatte Angst, noch mehr Geld zu verlieren. Meinen Sie, dass ich im Fall einer Liquidation der M

Wilhelm Rasinger: Gehen Sie davon aus, dass bei einer Schadenersatzklage die Gegenseite sich mit "Händen und Füßen" wehren wird. Ein Argument wird sicher sein, dass sie zum falschen Zeitpunkt verkauft haben. Ein Aufruf zu einer Klage wird nur dann erfolgen, wenn zu wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen das Klagsrisiko eingegangen werden kann. Sollte eine Klage erfolgen, so wird sicher eine entsprechende mediale Aufmerksamkeit gegeben sein. Darüber hinaus würden der IVA auf seiner Website www.anlegerschutz.at berichten.

Johann Donnermair: Die Liquidität der Gesellschaft wurde in Frage gestellt. Zur Ausfinanzierung der in baubefindlichen Objekte könnten doch im Notfall auch die PPS abgerufen werden. Sehe ich das richtig, oder würde das eine Verwässerung nachsichziehen?

Wilhelm Rasinger: Diese Frage ist an das MEL-Management zu richten. Es ist bis heute nicht klar wer über diese Partly Paid Shares verfügt und welcher Betrag je Aktie bei wem eingefordert werden kann. Eine Verwässerung wäre nicht gegeben wenn für diese Aktien deutlich mehr als der net asset value von der MEL eingefordert wird. Ich fände es richtig den anderen Aktionären diese Partly Paid Shares um 1 Cent je Stück zuzuteilen.

GP46C: Zu Jersey-Recht: Sind Sie mit den genannten Experten vernetzt?

Wilhelm Rasinger: Ich verstehe Ihre Frage nicht.

Herr KoalZ: Wer kann überhaupt aufdecken, wer hinter diesen "Partly Paid Shares" von MEL steckt?

Wilhelm Rasinger: Die primäre Verantwortung liegt beim MEL-Management bzw. der Managementgesellschaft die zu 100 % im Eigentum der Meinlbank steht.

Marcus22: Sie haben völlig Recht, dass eigentlich das Management diese Anlegerversammlungen JETZT einberufen müsste (im Interesse der Anleger). Aber wie sie selber bestätigen, denkt das Management von MAI und MIP nicht daran. Auch die IR Verantwortliche Frau

Wilhelm Rasinger: Die administrativen und organisatorischen Möglichkeiten des IVA sind begrenzt. Bis zu 150 000 Anleger zu organisieren ist aus heutiger Sicht ein Ding der Unmöglichkeit. Rechte wahrnehmen erfordert beachtliche Vorlaufkosten. Ich bin für Vorschläge offen.

kalind: Wie sind ihre Verbindungen zu Meinl?

Wilhelm Rasinger: Ich gehe fallweise zum Meinl am Graben einkaufen und bezahle meine Rechnung ohne Rabatt an der Kassa. Ich persönlich bin von Herrn Meinl sehr enttäuscht, da die Gespräche die in der Vergangenheit stattgefunden haben (das letzte Herbst 2006) durchaus konstruktiv und sachlich verlaufen sind. Ich hätte es für gut gehalten, wenn meine Anregungen auf mehr Widerhall gestoßen wären.

vinzok: Halten Sie es für möglich, daß der MEL-Vorstand durch die Aktienrückkäufe und die partly-paid-shares über eine Stimmenmehrheit bei MEL verfügt?

Wilhelm Rasinger: Vieles ist möglich. Ich bin nicht wie Herr Staller am Ort des Geschehens. Daher sind dies für mich derzeit nur theoretische Varianten und einmal mehr fordere ich im Sinne der versprochenen vorbildlichen cooperate governance von der MEL/Meinlbank Transparenz ein.

doc kracken: Herr Rasinger, wie beurteilen Sie die Disziplin der ATX-titel bezüulich des cooperate governance codex. Ich sehe da nach wie vor einen aufholbedarf. Gibt es keine rechtliche Handhabe sei säumigen schwarzen Schafen?

Wilhelm Rasinger: Sehr viele ATX-Werte haben eine vorbildliche cooperate governance, für einige wenige ist es eine notwendige Pflichtübung. Über die rechtliche handhabe kann nur die Wiener Börse Auskunft geben.

Userfrage per Mail: Wie hoch schätzen Sie die Gefahr eines Totalverlustes bei MEL ein?

Wilhelm Rasinger: Da ich davon ausgehe, dass der MEL-Geschäftsbericht nicht aus Potemkinschen Dörfern besteht ist ein Totalverlust auszuschließen.

Roman Seidl: Was sollte das Management der MEL tun um wieder VErtrauen zu erlangen?

Wilhelm Rasinger: Endlich unverzüglich eine Anlegerversammlung einberufen und Rede und Antwort zu stehen. Darüber hinaus sollten von einer neutralen vertrauenswürdigen Stelle die Schätzgutachten beurteilt werden und detailliert über die Strukturen bzw. faktischen Beziehungen zur Meinlbankgruppe informiert werden.

zapotek: Wer hilft Ihnen bei der Millionenklage von Kovats? Sollen wir einen Solidaritätsfonds organisieren?

Wilhelm Rasinger: Ich bin gerührt von Ihrer Solidarität. Ich hoffe aber, dass dies nicht notwendig werden wird. Über den Ausgang des Verfahrens und die wirtschaftlichen Auswirkungen für mich und den IVA werde ich informieren. Erforderlichen Falls komme ich dann gerne auf Ihren Vorschlag zurück.

ModeratorIn: Lieber Herr Dr. Rasinger, danke für Ihre Zeit, liebe UserInnen, danke für die Fragen, die wir wieder einmal bei weitem nicht alle beantworten konnten. Allen noch einen schönen Tag.

Wilhelm Rasinger: Ich bedanke mich für das rege Interesse und wünsche mir, dass bald erfreuliche Nachrichten zu einer Beruhigung der Anleger führen.