Für die ehemaligen deutschen
Staatsmonopolisten in der Telekommunikation sind die exklusiven
Vermarktungsrechte für das iPhone-Handy von Apple ein Glücksfall. Ob der
Steve-Jobs-Konzern mittelfristig davon profitiert, wird von
Branchenexperten angezweifelt. "Für T-Mobile ist die Kooperation sehr
vorteilhaft, weil der Konzern sich mit der Markenaura von Apple
schmücken kann. Telekom-Chef René Obermann kann es leicht verschmerzen,
rund 30 Prozent der iPhone-Umsätze an Apple abzugeben. Das Geschäft lohnt
sich für ihn, denn die iPhone-Nutzer werden höhere Umsätze bringen als
die klassischen Kunden. Zudem poliert Obermann das ramponierte Image
seines Ladens auf und kann sich in Europa als innovatives Untenehmen in
Szene setzen", so Michael Sander, Geschäftsführer des Beratungshauses
Terra Consulting Partner in Lindau. Der
Apple-Chef hätte aber wie beim iPod mehr erreichen können.
Virtueller Netzbetreiber
"Apple könnte über Business Process Outsourcing-Verträge das iPhone als
eigene Mobilfunkmarke etablieren - als virtueller Netzbetreiber (MVNO).
Stattdessen macht man den Kauf des mobilen Endgerätes vom Wechsel des
Netzbetreibers abhängig. Apple würde mit einer eigenen Mobilfunkmarke
eine viel höhere Kundenbindung erreichen und den eigenen Kultstatus
nutzen", bemerkte Unternehmensberater Edgar Schnorpfeil bei einer
Diskussionsrunde der Fachzeitschrift Funkschau .
Apple-Kunden möchten vielleicht nicht Mobilfunkkunde von AT&T oder
T-Mobile werden und verzichten deshalb auf den Kauf des iPhones.
Frei am Markt
Apple könnte als MVNO sogar weltweit auf BPO-Modelle setzen und völlig
frei am Markt agieren, sagte Omar Khorshed, Vorstandschef des
Abrechnungsdienstleisters acoreus , gegenüber der
Funkschau. Die Vorteile lägen nicht nur in der Kundenbindung. Man könne
ein profitables Geschäftsmodell sogar bei kleiner Kundenbasis realisieren
- der schnelle Markteintritt sei auch für Branchen-Neueinsteiger möglich.
Flexible White-Label-Plattformen passten sich an das jeweilige
Geschäftsmodell und an die Veränderungen des Marktes an. Es gebe
End-to-end-Lösungen für alle operativen Kundenprozesse, Transparenz durch
umfassendes Reporting, niedrige Setup-Kosten und transparentes Pricing
sowie mehr Zeit des MVNO für sein Kerngeschäft. "Das ist für große Marken
wie Apple interessant, die mit ihrem Kundenstamm Nischenmärkte besetzen
und ihre Marke stärken wollen", resümierte Khorshed. (pte)