Brüssel/Wien - Die EU-Kommission will die Übernahme des belgischen Unternehmens Cumerio durch die Norddeutsche Affinerie AG (NA) genauer prüfen. Wie die Brüsseler Behörde am Dienstagnachmittag mitteilte, habe sie nach ihrer ersten Marktuntersuchung "ernsthafte Zweifel", ob das Vorhaben mit den EU-Wettbewerbsregeln vereinbar sei.

Die Kommission hat jetzt bis zum 5. Februar 2008 Zeit, um zu entscheiden, ob die Übernahme den wirksamen Wettbewerb im EWR oder einen wesentlichen Teil desselben nennenswert beeinträchtigen würde und gegebenenfalls mit Auflagen genehmigt wird. "Nach dieser Übernahme wäre NA mit Abstand der größte Anbieter von Kupferformaten (z.B. Walzplatten und Rundbolzen, Anm.) auf dem europäischen Markt", so Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes. Die Kommission müsse daher sicherstellen, dass eine solche Transaktion weder für Unternehmen noch für Verbraucher Nachteile bringe.

Wettbewerbsbedenken

In der ersten Phase der Untersuchung hat NA laut Kommission eine Reihe von Zusagen gemacht, um die Wettbewerbsbedenken zu entkräften. Die Marktuntersuchung und die Analyse der Kommission ergaben jedoch, dass diese nicht ausreichen.

Europas größte Kupferhütte NA hält bereits rund 30 Prozent der Anteile von Cumerio.

Mitbeteiligt ist auch die österreichische Industriegruppe A-Tec des Industriellen Mirko Kovats. Er kommt auf 25 Prozent der Cumerio-Anteile und hält gleichzeitig 15 Prozent an der NA. Kovats hat sich lange Zeit gegen eine Übernahme von Cumerio durch die NA gestellt und im Gegenzug für seine Cumerio-Beteiligung eine Aufstockung seiner Anteile an der NA von 15 auf über 25 Prozent und Mandate im Aufsichtsrat verlangt. Erst am Montag haben Kovats und NA-Chef Werner Marnette den Streit offiziell beigelegt. Eine Zustimmung des NA-Aufsichtsrates ist noch ausständig.

Verkauf der Anteile

Medienberichten zufolge verkauft A-Tec nach dem Kompromiss seine Anteile an der belgischen Cumerio zum allgemeingültigen Angebotspreis von 30 Euro je Anteilschein an die NA. Im Gegenzug bekommt A-Tec zwei Aufsichtsratssitze, Kovats verzichtet aber darauf, den Aufsichtsratsvorsitz zu übernehmen. Zudem verpflichtet sich Kovats, seinen Anteil bei der NA auf maximal 20 Prozent auszubauen.

Ob die vertiefte Prüfung durch die EU-Kommission sich auf den Kompromiss noch negativ auswirken könnte, blieb Dienstagabend vorerst unklar. Die NA hat hat aber gelassen reagiert. "Die Entscheidung, die Übernahme genauer zu prüfen, ruft bei uns keine Unruhe hervor", sagte ein NA-Sprecher laut Reuters am Dienstag. Die tiefer gehende Untersuchung sei ein Standardvorgang und bedeute nicht, dass die Übernahme abgelehnt worden sei. Allerdings sei jede Verzögerung unerfreulich, räumte er ein. (APA)