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Horatio Caine hat keinen Charakter. Nicht, dass er einen schlechten hätte, er hat einfach keinen. Als Hauptfigur des US-Serienkrimis CSI: Miami braucht er so etwas auch nicht, wie er Montagabend wieder bewies.

Es ist das Dilemma solcher Serien, dass sie sich allein auf eine oberflächliche Ästhetik, auf die visuelle Inszenierung konzentrieren. Die Bildschnitte, die sich daraus ergeben, gehen runter wie Öl, mit ihren klaren Linien, in die sich die Gesichtszüge Caines in monoton zielstrebigem Habitus fügen, noch unterstrichen von der passenden Sonnenbrille und umrahmt von penibel geformter, legerer Haartracht, die sich in optimal eingestellter Windstärke bewegt. Unter dieser Hülle finden sich aber nicht mehr als echt amerikanische Paradegefühle für Recht und Ordnung.

In vergangenen Zeiten verfügten die Darsteller noch über die Freiheit, Persönlichkeit durchscheinen zu lassen. Nehmen wir zum Vergleich - weil Lee Majors gerade in Anklang an seine Serie Autowerbung macht - "Ein Colt für alle Fälle" aus den 80ern. Im Grunde wurden hier nur Stunts inszeniert, Handlung gab es wahrscheinlich noch weniger als bei CSI. Trotzdem durfte Majors, bekannt aus Western-Serien und ein paar B-Movies als Stuntman Colt Seavers ein paar Macken, Schwächen, auch Selbstironie durchscheinen lassen und einen Charakter umreißen, der weniger synthetisch und entseelt wirkte. Mehr von richtigen Menschen, weniger Style.

Es bleibt das Warten auf eine Zeit, wo Charaktere in zeitgemäßer Optik zurückkehren. (pum/ DER STANDARD; Printausgabe, 19.9. 2007)