Ein Jahr ist es her, da soll die damalige Kulturministerin Elisabeth Gehrer ihren einstigen Lieblingsdirektor bei einem Dinner gefragt haben: "Sag, um wie viele Jahre willst du deinen Vertrag verlängert haben?" Und Wilfried Seipel, Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums, habe ganz leise mit "zwei" geantwortet. Doch daraus wurde es nichts: Gehrer bestätigte zwar noch ganz schnell mehrere Direktoren im Amt, gegen eine Verlängerung von Seipels Vertrag aber setzte sich auch die damalige Sektionschefin Brigitte Böck massiv zur Wehr.

Seit Jänner durfte Seipel, Wahlwerber für Exkanzler Wolfgang Schüssel, nur mehr auf Gnade hoffen. Denn er war bewusst Beamter geblieben. Und als solcher hat der Herr Hofrat als KHM-Generaldirektor erst Ende 2009 in Pension zu gehen. Es wäre daher doch grotesk, so seine Argumentation, wenn er nicht ebenso lange die Geschäftsführung inne haben sollte. Und er lobte die neue SPÖ-Kulturministerin bei jeder Gelegenheit.

Fast schien es, als hätte er Erfolg: Claudia Schmied bedachte Seipel mit dem größten Anteil an den Sonderbudgets für Investitionen und Betrieb der Bundesmuseen. Die Sozialdemokraten, die einst - nach Rechnungshofbericht und Saliera-Diebstahl - die Entlassung gefordert hatten, verstanden die Welt nicht mehr. Schmieds Entscheidung, Seipels Vertrag auslaufen zu lassen, war hoch an der Zeit. Monatelang hatte sie sich vor dieser gedrückt: Es bleibt nur mehr, wie ihr Büro nun indirekt einbekannte, "eine relativ knappe Zeitspanne bis zum Dienstantritt der neuen Leitung", die demnächst ausgeschrieben wird.

Bis zum Vorjahr hatte Seipel uneingeschränkt schalten und walten dürfen. Nun gibt es einen kaufmännischen Geschäftsführer, gegen den sich Seipel jahrelang gewehrt hatte. Die Entmachtung erfolgt in bitteren Etappen. (DER STANDARD, Printausgabe, 19.09.2007)