In Krems an der Donau wird derzeit wahlgekämpft und in Wahlzeiten kommt vieles zutage, was in Hinterköpfen schlummert und von Zeit zu Zeit einfach hinaus will. Zum Beispiel ein Zuruf wie dieser: "Krems Wachauf". Copyright: ÖVP Krems, plakatiert auf gelbem Hintergrund, mit einem roten S in "Krems", denn es droht ein sozialdemokratischer Wahlsieg. Wachauf und Wachau ist ein nettes Wortspiel, und Aufwachen ist gut, denn der Morgen bringt Zuversicht und Sonne. Ist es nicht so? Jawohl, so ist es, das wussten auch schon die Nazis und also zögerten sie nicht, diesen schönen Sachverhalt - passenderweise zu einem Zeitpunkt, da sie in Österreich schon verboten waren, zum Gegenstand eines munteren Liedes zu machen. "Wach auf deutsche Wachau" nennt es sich - und so beginnt es: "Was rauscht so bang der Donaustrom durchs weite deutsche Land? Von Burg zu Burg. Die Frage geht: Wann denn die Ostmark aufersteht? Ob auch der Bruder endlich Heimwärts fand, ab in große Vaterland! Wach auf, deutsche Wachau(...) Ruft die Schar aus Erz und Stahl. Bleib stark mein deutsches Österreich, ein Wort fällt auf den ersten Streich. Wach auf, deutsche Wachau. Heil dir Nibelungengau ..." - Zweifellos eine völkische Rarität auf dem Schellak-Markt. - Was aber hat das mit dem Plakat zu tun? Nichts natürlich, es handelt sich nur um "Eine Information der Volkspartei Krems" - die einmal mehr den Nachweis erbringt, dass historische Sensibilität in Wahlkämpfen ein Fremdwort ist. (DER STANDARD, Printausgabe, 19.9.2007)