Wer kennt nicht die Angebote einiger Direktbanken? Vertraut man deren Anzeigen, ist es gar kein Problem, auf dem Tagesgeldkonto Zinsen von weit über vier Prozent zu vereinnahmen. Doch ein Blick ins Kleingedruckte bringt Zinsjäger schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Die meisten Top-Angebote gelten nur für Neukunden, eine Laufzeit von wenigen Monaten und maximal 20.000,00 Euro. Doch es geht noch komplizierter: Zum Teil ist die Eröffnung eines Gehaltskontos Voraussetzung für den „Superzins“. Eine ähnlich große Enttäuschung dürfte Anlegern bevorstehen, die den Namen des aktuellen Barclays-Zertifikats sehen – und dann das Kleingedruckte lesen.

Der Name des Papiers macht Eindruck: „500% Europa Outperformance“-Zertifikat (ISIN DE 000 BC0 BUV 6). Wer aber nun glaubt, er könne diese sagenhafte Partizipationsrate locker einfahren, der irrt. Zunächst sollten Anleger wissen, dass sich die große Prozentzahl nur auf ein sehr begrenztes Indexplus bezieht. Steigt der Basiswert, der EURO STOXX 50, bis zum Laufzeitende im Oktober 2010 beispielsweise um fünf Prozent, bekommen Sie eine Rendite von 25 Prozent gutgeschrieben (500 x fünf Prozent). Das erscheint immer noch recht viel – denn der Index könnte sich in den kommenden drei Jahren ja auch verdoppeln, gäbe es nicht eine weitere Einschränkung: Anleger partizipieren in dieser Form nur an einem Indexplus bis zur Marke von sechs Prozent, woraus sich eine Rückzahlung zu 130 Prozent ergäbe. Sollte also der EURO STOXX 50 zwischen sechs und 30 Prozent zulegen, erhalten Anleger 130,00 Euro pro Anteilsschein. Unter Berücksichtigung des Agios ergäbe dies eine Bonus-Rendite von 28,1 Prozent oder 8,6 Prozent p.a. An Indexgewinnen über 30 Prozent partizipiert der Investor hingegen nur im Verhältnis „eins zu eins“. Legt der EURO STOXX also um 35 Prozent zu, bekommen Sie auch nur dieses Plus gutgeschrieben.

Auch die Bonus-Struktur hat ihre Tücken: Die Rückzahlung zum Nennwert ist nur dann gewährleistet, wenn der „Blue Chip“-Index während der Laufzeit nie um mehr als 40 Prozent absackte. Hält die Schwelle nicht und das Kursbarometer kommt stärker unter Druck, zahlt die Emittentin das Papier analog der Entwicklung des EURO STOXX zurück. Doch der Vergleich mit einem klassischen Bonus-Zertifikat mit ähnlicher Laufzeit und einer Schwelle, die ebenfalls rund 40 Prozent unter dem aktuellen Indexstand liegt, belegt die Nachteile des Barclays-Titels: Ein Papier von BNP Paribas (ISIN DE 000 BN0 P1J 7) bietet eine Bonus-Rendite von 30,5 Prozent oder 8,5 Prozent p.a. – und das auch wenn der Index beispielsweise 39 Prozent verliert. Der Neuling wird hingegen in diesem Fall nur zu 100 Prozent zurückgezahlt.

ZJ-Fazit: Anleger sollten sich von dem beeindruckenden Namen nicht blenden lassen. Eine zu klassischen Bonus-Papieren vergleichbare Rendite liefert das Zertifikat nur bei einem Indexanstieg bis sechs Prozent. Da diese Punktlandung aber unwahrscheinlich ist, greifen Investoren besser zum Zertifikat von BNP Paribas, das auch bei Verlusten (bis 40 Prozent) attraktive Renditen abwirft.