Steyr - Der Pfarrgemeinderat von Steyr-Tabor in Oberösterreich bittet alle österreichischen Bischöfe in einem Schreiben um die Aufhebung des Zölibats. Dieser sei zwar "angemessen, aber nicht notwendig". Die Vorschrift verhindere, dass es genügend geistlichen Nachwuchs gibt, heißt es im jüngsten Pfarrbrief. Deshalb solle die verpflichtende Ehelosigkeit für katholische Priester aufgehoben werden, denn das "christliche Volk habe ein Recht auf einen Sonntagsgottesdienst" und der jeweilige Bischof die Pflicht, das zu ermöglichen. Aus Innsbruck hat man dafür schon die Zustimmung.

Genug Berufene

Fast ein Drittel der Pfarren in der Diözese in Steyr seien derzeit unbesetzt, heißt es in dem Schreiben weiter. Es sei die Lehre der Kirche, dass der Zölibat nicht zum Wesen des Priestertums gehöre, sondern "dem Priestertum angemessen" sei. Das Problem sei also "hausgemacht". Die Möglichkeit einer Aufhebung oder in den Laienstand versetzte Pfarrer in das Amt zurückzuholen, würde zumindest Teillösung schaffen. Es gebe genügend Männer und auch Frauen, die sich berufen fühlen, die Priesterweihen zu empfangen, ist man im Pfarrgemeinderat überzeugt.

Zustimmung aus Innsbruck

Eine klare Aussage hat Innsbrucks Diözesanbischof Manfred Scheuer am Mittwoch zur Frage bewährter verheirateter Männer als Priester getätigt. "Ich kann mir viri probati vorstellen", sagte er am Rande einer Pressekonferenz. Nachsatz: "Ich werde das aber sicher nicht im Alleingang machen."

Er wolle zu kirchlichen Berufen ermutigen und gleichzeitig auf die "Sinndimension" des Zölibats verweisen, meinte Scheuer: "Wichtig ist, dass die Lebensform auch vom Versprechen her gesehen wird." Wenn jemand bei der Priesterweihe etwas verspreche und sich dann anders entscheide, sei eine "Klärung" nötig. "Einen nahtlosen Übergang würde ich als nicht sinnvoll erachten", merkte er in der Diskussion um die Wiederzulassung von verheirateten Priestern an.(APA)