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Hermann Maier, der Jäger.

Foto: APA/Jaeger
Wien - Ob Hermann Maier bis zur WM 2009 in Val d'Isère oder gar bis zu den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver auf den Skipisten wirken wird, ist noch nicht heraußen. Auszuschließen ist dies freilich nicht. "Es wird eine spontane Entscheidung sein", sagt Maier, wenn man mit ihm über das Karriere-Ende plaudert, und die Entscheidung wird fallen, wenn er merkt, dass nichts mehr geht.

"Jetzt kassiert er noch einmal ordentlich ab", sagen nicht wenige, wenn man mit ihnen über die unmittelbare Zukunft des Hermann Maier plaudert, also die kommende Skisaison, die Ende Oktober mit dem Riesenslalom in Sölden anheben soll. Weil im Vorjahr in Sölden wegen eines Wärmeeinbruchs nichts angehoben hat auf dem Gletscher, ist Maier heuer quasi Titelverteidiger, hatte er doch 2005 den Saisonauftakt auf dem Rettenbachferner gewonnen. "Den Riesenslalom nehme ich einfach so mit", sagt er über jene Disziplin, in der er 2005 in Bormio noch Weltmeister geworden ist, "ich konzentriere mich auf die Abfahrt und den Super-G."

Der Genügsame

Natürlich kassiert Maier, der gestern Am Himmel an der Wiener Höhenstraße seinen neuen Raiffeisen-Werbespot präsentierte, ordentlich ab, schließlich gilt er als effizientestes Testimonial in Österreich. Was schon auch an seinen schauspielerischen Fähigkeiten liegt, vor allem aber an seiner Biografie, also dem späten Einstieg, der Dominanz, dem Unfall, dem Comeback, vor dem nicht wenige sagten: "Jetzt kassiert er noch einmal ordentlich ab." Der Vertrag mit Raiffeisen ist, wie Marketingdirektor Leodegar Pruschak erzählt, auf Maiers Wunsch insofern leistungsbezogen, als sich sein Salär im Falle einer kleinen Weltcup-Kugel um 50 Prozent erhöhe. Maier wirbt das zehnte Jahr für die Bank, Thomas Muster hat es auf 13 Jahre gebracht.

Maier, vierfacher Gewinner des Gesamtweltcups und also der großen Kugel, hat eine kleine Kugel nicht fix eingeplant. "Es wär schön, wieder ein Rennen zu gewinnen. Ich bin genügsam geworden", sagt er, der im Vorjahr erstmals in seiner Karriere eine ganze Saison zu langsam für den Sieg war, weshalb er sich heuer nicht in der Rolle des Gejagten, sondern in jener des Jägers sieht.

"Was will ich noch", frug er sich heuer, ehe er im Juni seinen Wechsel von Atomic zu Head, den ersten Skiwechsel seiner Karriere fixierte. "Ich habe 54 Weltcupsiege. Ich kann ja im Grunde nichts mehr gewinnen, ich kann eigentlich nur noch verlieren." Die offizielle Statistik mag bei Maier neben seinen Olympia- und WM-Medaillen 53 Weltcupsiege anführen, er selbst zählt beharrlich jenen Triumph beim Riesenslalom in Val d'Isère dazu, der ihm im Nachhinein aberkannt wurde, da er einen Ski vor dem damals berühmt gewordenen roten Strich abgeschnallt hatte.

Das absolute Limit

Was will er also? "Spaß." Und den empfinde er dann, "wenn ich wieder voll Vertrauen am absoluten Limit fahren kann". 15 Tage, auf europäischen Gletschern und hauptsächlich beim Sommertraining in Portillo, Chile, übte er mit seinen neuen Head-Skiern. "Die Bedingungen waren perfekt, so gut wie seit Jahren nicht, ich habe viele Erkenntnisse gewonnen, bin auf dem richtigen Weg."

Maier hatte Spaß im Schnee, aber der Trainingsspaß hält halt den Vergleich mit dem Rennspaß nicht aus. Der Unterschied zum früheren Material sei aber nicht dramatisch, und er, Maier, könne seine Technik ohnehin nicht mehr grundlegend umstellen. Was den Schuh betrifft, hat er die Wahl zwischen Head und Lange, aber die diesbezügliche Entscheidung noch immer nicht getroffen.

Naturgemäß motivieren gute Verträge, ist allein der Materialwechsel eine Herausforderung. "Aber vor allem wollte ich nicht mit 40 sagen," sinniert Maier, der im Dezember 35 wird, "dass es ein Jahr zu wenig gewesen ist." (DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 20. September 2007, Benno Zelsacher)