Offene Investmentfonds – noch Anfang der 90er des vorigen Jahrhunderts hierzulande kaum verwendet – sind heute zu einem selbstverständlichen Anlageinstrument geworden. Geschlossene Fonds (siehe Wissen) hinken diesem Siegeszug hinterher. Doch vor allem Privatbanken setzen jetzt verstärkt auf diese Investmentalternative. Warum das so ist, erklärt Heinrich Weninger von der Geschäftsführung der Privatbank Kathrein & Co.: "Geschlossene Fonds zählen zur Assetklasse der 'Alternative Investments', die nur marginal mit Anleihen-, Aktien- und Immobilienmärkten korrelieren: Damit können Kunden ihr Portfolio diversifizieren."

Aktuell bietet Kathrein gemeinsam mit dem deutschen Emissionshaus Dr. Peters bis Jahresende eine Beteiligung an einem Schiffsfonds (DS Sapphire) und einem Flugzeugfonds an. Neben einer prognostizierten Zielrendite – in Österreich Kest-pflichtige Produkte müssten einen Ertrag vor Steuern von 7,32 Prozent (Flugzeugfonds II) oder 10,01 Prozent (DS Sapphire) erwirtschaften, um vergleichbar ertragreich zu sein – weisen die beiden Veranlagungen, so ist man bei Kathrein überzeugt, ein hohes Maß an Sicherheit auf: Während für das Schiff ein Langzeitcharter abgeschlossen wurde, ist die Boenig 777-300 ER für mindestens zehn Jahre an Emirates Airline verleast.

Weninger sieht in der richtigen Beimischung der geschlossene Fonds einen Risikopolster: "Sie tragen wesentlich dazu bei, das Portfolio zu diversifizieren. Das ist insbesondere in Zeiten besonders volatiler Märkte wichtig. Was die richtige Beimischung betrifft, empfehlen wir, zehn bis 15 Prozent des Portfolios in ausgesuchten Alternative Investments anzulegen."

Private-Equity-Ansatz

Die liechtensteinische Fürstenbank LGT setzt vor allem im Bereich Private Equity geschlossene Fonds ein. "Eine direkte Zeichnung dieser Fonds ist allerdings nur für institutionelle Anleger praktikabel“, meint LGT-Vorstandsvorsitzender Meinhard Platzer: "Für Privatanleger bieten wir die Möglichkeit, über Fonds an dieser Anlageklasse zu partizipieren." In der LGT-Vermögensverwaltung liegt der Anteil von Private Equity aktuell bei drei Prozent: "In unserem fürstlichen Portfolio beträgt der Private-Equity-Anteil aber zwischen zehn und zwanzig Prozent", erläutert Platzer.

Inzwischen mischen auch Töchter von Großbanken wie das Private Wealth Management der Deutschen Bank im lukrativen Private-Banking-Bereich mit und bieten geschlossene Fonds an. "Wir haben in der jüngeren Vergangenheit zwei geschlossene Fonds aufgelegt oder mitplatziert", erläutert Geschäftsführer Charles J.F. van Erp, "nämlich den Immobilienfonds 'Györ' und den 'Patente Select II'." Bei Letzterem beteiligen sich Investoren an der wirtschaftlichen Entwicklung eines fixen Portfolios von zwölf aussichtsreichen Patenten bzw. Patentfamilien. Das Fondsvolumen beträgt 32,7 Mio. Euro, Einzelinvestments sind ab 50.000 Euro möglich.

Informations-Plattform

Weil der Anlagezug in Richtung geschlossene Fonds fährt, bereitet man beim steirischen Bankhaus Krentschker, wo man schon lange auf diese Investitionsform setzt, eine eigene Plattform dazu vor. Vor allem Privatanlegern seien dieser Fonds noch weit gehend unbekannt – dementsprechend hoch der Aufklärungsbedarf. "Wir kooperieren hier mit Peter Maierhofer und Guido Wohlfeil, Gründer der WM AG und ehemals Vorstände der MPC Capital Austria AG. Die beiden haben jahrelange Erfahrung auf dem Gebiet der geschlossenen Fonds und analysieren den Markt", erklärt Wolfgang Fusek von Krentschker. Jeder Kunde soll eine auf ihn zugeschnittene Empfehlung aus dem Bereich der geschlossenen Fonds erhalten. In Zeiten, in denen selbst die als sicheres Investment geltenden Immobilien nachgeben, steige die Suche nach attraktiven und risikoarmen Anlageformen. (Reinhard Krémer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.09.2007)