Bild nicht mehr verfügbar.

Sind den alten Vorstand bald los: Asfinag-Präsident Eduard Saxinger und sein Stellvertreter Horst Pöchhacker.

Foto: Reuters/Bader
Wien – Der Asfinag-Aufsichtsrat hat am Donnerstag den im Juni angekündigten vorzeitigen Abschied des Asfinag-Vorstands formal beschlossen. Dem Abgang mit freiwilligem Zwang waren wochenlange Verhandlungen über die Abgeltung der bis 2011 laufenden Verträge von Franz Lückler, Mathias Reichhold und Christian Trattner vorausgegangen.

Ein Rechtsstreit konnte deshalb umgangen werden, sagten mit der Materie Vertraute, weil beide Seiten Abstriche gemacht haben: Das Vorstandstrio, weil es auf volle Auszahlung der Rest-Vertragslaufzeit verzichtete, und die Asfinag, weil sie die sofortige Annahme neuer Jobangebote nicht verhindert. Spätestens ab 31. März 2008 sind die drei frei.

Je 280.000 Euro

Dass die drei Vorstandsverträge mit je rund 280.000 Euro ausgezahlt werden, bestätigte Josef Ostermayer, Kabinettchef von Verkehrsminister Werner Faymann, im Gespräch mit dem Standard. Was er nicht bestätigte, sondern vehement in Abrede stellte: Dass insbesondere bei Lückler und Trattner (Ex-FPÖ-Parteiobmann Mathias Reichhold ist erst seit April 2006 an Bord der Asfinag, sein Exit kommt deshalb billiger, Anm.) darüber hinaus Abfertigungsansprüche (aus den vorausgegangenen Vorstandsverträgen), Bonifikationen, und vor allem Einmalzahlungen fällig werden, um die drei überhaupt vorzeitig los werden zu können. Inklusive dieser Zahlungen kostet der Abgang des Trios laut Standard-Recherchen rund 1,5 Mio. Euro. Im Übrigen ist über monetäre Details der Vertragsaufslösung absolutes Stillschweigen vereinbart worden, wie beide Seiten betonten. Die Abfertigung für die drei liege in Summe unter einer Mio. Euro, versicherte auch Asfinag-Aufsichtsratspräsident Eduard Saxinger, der das Ergebnis als für den Eigentümer Staat und die betroffenen Vorstände als ein "sehr akzeptables" bezeichnete.

Keine Behelfslösungen

Von der kolportierten Vorgabe von Verkehrsminister Faymann, wonach die Ablöse eine halbe Million Euro nicht übersteigen sollten, wollte Saxinger nichts wissen. Muss er auch nicht. Die arbeitsrechtlichen "Abfertigungen" übersteigen 500.000 Euro ja tatsächlich nicht. Auch Behelfslösungen wie in der ÖBB, wo sich abgehalfterte Vorstandsmitglieder als Konsulenten verdingen, wird es in der Asfinag nicht geben.

Was es dafür schon gibt: Zwei heiße Wunschkandidaten für die Nachfolge an der Spitze der mit zehn Milliarden Euro verschuldeten Asfinag: Fünf Tage, bevor die Ausschreibungsfrist ausläuft, gehen Spitzenbeamte im Verkehrsministerium und Asfinag-Kapitalvertreter davon aus, dass Alois Schedl, Techniker, SPÖ-nahe und seit vielen Jahren im Autobahnbau (derzeit Geschäftsführer der Asfinag-Bau-Management) und Johannes Seiringer, der Experte für Public-Private-Partnership-Projekte (PPP, also gemischt öffentlich-private Finanzierungen) von der Investkredit, beste Chancen auf die zwei Sessel in der Asfinag haben.

Alles offen

"Es ist alles offen", versichert Ostermayer, es stehe noch nichts fest. Die Shortlist mit den besten Kandidaten erstelle Egon Zehnder International und dieser Personalberater (der viele Vorstandsbestellungen für die Schwarz-Blaue Vorgängerregierung gemacht hat, Anm) sei vom Asfinag-Aufsichtsrat "absolut unabhängig" bestellt worden. Dass bereits am 20. Oktober fixiert werden soll, wer künftig in der Asfinag das Sagen hat, werten Stellenbesetzungsexperten als Signal für eine echte Proporzlösung. Wirklich gute Manager könnten aus ihren Verträgen nicht binnen sechs Wochen heraus. Kein gutes Haar an den Vorgängen lässt erwartungsgemäß Gabriela Moser von den Grünen. Für sie will die Asfinag "die Böcke zu Gärtnern machen". Der alte Vorstand müsse weg, weil er sich gegen teure PPP-Projekte und die Wünsche der Bundesländer gestellt habe. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.9.2007)