Bild nicht mehr verfügbar.

Bei der Entscheidung für eine Betriebstankstelle stehen bei Transportunternehmen zumeist Überlegungen hinsichtlich Flexibilität und Kostenkontrolle im Vordergrund.

Foto: AP/Kaster
"Dort, wo es einen großen Fuhrpark gibt, zahlt sich eine Haustankstelle auf jeden Fall aus", ist sich Christian Braunstein, Geschäftsführer der Quehenberger Road & Rail GmbH sicher. Er erzählt weiter, dass die Entscheidung für eine Betriebstankstelle lange vor seiner Zeit gefallen sei: "Die Tankstelle gibt’s seit rund dreißig Jahren." Damals hätte man noch einen größeren Fuhrpark gehabt, womit sich diese Anschaffung vom betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkt gelohnt hätte – und es bis heute tut, wie er beteuert.

Organisatorische Vorteile

Hinzukämen organisatorische Vorteile: Die Lastwagenfahrer könnten den Großteil des Tankbedarfs am Firmengelände, und dabei noch administrative Dinge, erledigen – Kosten- und Abgabekontrolle inklusive. Es fielen weniger Leerkilometer an. Die eigene Lkw-Flotte sei zwar kleiner geworden: "Wir haben mittlerweile viel an Partner outgesourct". Aber: "Diese tanken zum Großteil auch bei uns." 300 Lkws fahren für und tanken bei Quehenberger. Die Logistikgruppe hat sowohl am Firmensitz Salzburg-Bergheim (30.000 Liter), als auch am Standort Enns (150.000 Liter) eine eigene Diesel-Tankstelle. Auch der Logistikanbieter Schenker betreibt österreichweit an fünf Geschäftsstellen eine Betriebstankstelle und versorgt auf diesem Wege die eigenen Fahrzeuge und die seiner Frächterpartner. Marketingleiter Wolfgang Schmid sagt: "Die Haustankstellen bieten den Vorteil, dass sie an sieben Tagen der Woche rund um die Uhr zugänglich sind." So entstünden kaum – teure – Wartezeiten. Während die Anzahl der öffentlichen Tankstellen genau erfasst wird – 2006 gab es laut Wirtschaftskammer 2812 Tankstellen – gibt es über Betriebstankstellen keine statistischen Erhebungen: "Fünfzig Prozent des Dieselverbrauchs werden in Österreich über Betriebstankstellen abgesetzt", schätzt Christoph Capek, Geschäftsführer des Fachverbandes der Erdölindustrie.

Strenge Auflagen

Quehenberger etwa gibt bis zu 500.000 Liter Diesel monatlich an seinen Tankstellen ab. Bezogen wird der Treibstoff ausschließlich von der OMV – zu günstigeren Konditionen. Über diese große Menge könne man außerdem Preisschwankungen ausgleichen, wie Braunstein erklärt. Betreibern öffentlicher Tankstellen geht auf diesem Wege ein nicht unwesentlicher Anteil am Geschäft verloren. Was diese naturgemäß nicht freut: "Wir kämpfen um jeden Liter", meint etwa Ferdinand Müller, Obmann des Fachverbandes der Tankstellenunternehmen. "Die Firmen fehlen als Kunden an den regulären Tankstellen." Schließlich könne man aber nichts dagegen machen, wer die Auflagen erfülle, dürfe sich eine Tankstelle aufs Firmengelände stellen.

Gewerbeberechtigung erforderlich

"Für den Betrieb einer Haustankstelle ist eine Gewerbeberechtigung erforderlich", erläutert Erwin Kaufmann, Produktmanager des Tankstellenbauers und Komplettausrüsters GIA Austria. "Die Behördenauflagen unterscheiden sich nicht maßgeblich von der einer öffentlichen Tankstelle." So muss laut Verordnung für die Lagerung brennbarer Flüssigkeiten etwa die säurebeständige Tankfläche so groß sein wie der Zapfschlauch reicht, plus einen Laufmeter zusätzlich. Diese Fläche muss in Richtung Gully abfallen, welcher wiederum in einen Öl- und Benzinabscheider eingebunden sein muss. Bis zu einer Behältergröße von 20.000 Liter kann ein Tank oberirdisch aufgestellt werden – darüberliegende Größen nur unterirdisch. Ab einer Größe von 10.000 Liter ist für oberirdische Tanks eine Sondergenehmigung einzuholen – und der Behälter darf nur mit Diesel oder Heizöl befüllt werden. Für den Spediteur Lagermax etwa waren diese Auflagen das Hauptargument gegen eine Betriebstankstelle. TNT verwarf die Idee aufgrund von Überlegungen hinsichtlich der örtlichen Flexibilität. Und Michael Homola von der Post AG meint: "Es werden regelmäßig Analysen durchgeführt, die bis dato keine Wirtschaftlichkeit ergeben haben." Folgt man den Angaben von GIA sollte sich eine Betriebstankstelle allerdings schon nach drei bis fünf Jahren amortisieren. (Markus Böhm, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 21.9.2007)