"Wir werden nun versuchen, den ohnehin engen und guten Kontakt mit Ungarn und Premier Gyurcsány zu intensivieren", erklärte Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) angesichts der vielen Vorwürfe. Die meisten angesprochenen Konfliktpunkte gingen jedoch vorrangig seine zuständigen Minister an.
Da wäre zunächst die Grenzfrage. Wie schon zuvor Tschechien ist nun auch Ungarn arg verstimmt, weil Österreich trotz der bevorstehenden Schengen-Erweiterung seinen Einsatz an der Grenze mindestens bis Herbst 2008 verlängern will. "Wie soll ich es erklären, dass wir zwar Schengen-Mitglied sind, aber unsere österreichischen Freunde uns weiterhin kontrollieren? Und machen wir es umgekehrt auch so?", hatte Gyurcsány verärgert gefragt.
Innenminister Günther Platter (ÖVP) beruhigte sofort: "Natürlich dürfen ab dem tatsächlichen Tag der Schengen-Erweiterung keine direkten Grenzkontrollen mehr durchgeführt werden." Bereits in der ersten Phase werde es in Österreich daher eine Umstellung der Grenzkontrollen auf "Grenzraumkontrollen" geben - und zwar mit "Ausgleichsmaßnahmen wie verstärkten Schleierfahndungen und Schwerpunktkontrollen", so der Minister zum Standard. "Dafür wird der überwiegende Teil der Polizisten weiterhin im Grenzraum benötigt. Die Schengen-Erweiterung bedeutet eine große Chance für Europa, gleichzeitig ist sie aber auch eine Herausforderung", wirbt Platter nun Richtung Budapest um Verständnis.
Sowohl Platter als auch sein Regierungskollege von der SPÖ, Verteidigungsminister Norbert Darabos, halten allerdings weiter an ihrer geplanten Verlängerung des Bundesheer-Assistenzeinsatzes an der Grenze (zumindest bis zum Herbst 2008) fest. Darabos, der derzeit seinem Amtskollegen in Bosnien einen Besuch abstattet, versichert: "Ich habe diese Thematik bei meinen Besuchen in Ungarn und der Slowakei bereits angesprochen."
Freilich seien durch die Verlegung der Schengen-Grenze nach außen "neue Parameter" zu finden, "um den Assistenzeinsatz zu legitimieren", erklärt der Minister. Eine entsprechende Expertengruppe, die von ihm und Platter eingesetzt wurde, arbeite daran. Bis spätestens November will das rot-schwarze Regierungsduo dem Ministerrat ein entsprechendes Konzept vorlegen - und dann, verspricht Darabos, "möchten wir natürlich mit unseren Nachbarländern kooperieren".