Fedspeak - die Chiffrensprache der Federal Reserve, der amerikanischen Notenbank. Untrennbar ist der Begriff mit dem Professor verbunden, der die Institution 18 Jahre lang leitete. Wie Schuljungen hingen die Banker der Wall Street an seinen Lippen, wenn er den Zustand der Volkswirtschaft, der Finanzmärkte analysierte. Jedes Wort wurde auf die Goldwaage gelegt. Und weil Greenspan oft in eine vage, rätselhafte Sprache verfiel, galt er als Sphinx.
Jetzt aber, als Buchautor, redet er Tacheles. In seinen Memoiren ("The Age of Turbulence", in Deutsch erschienen bei Campus: "Mein Leben für die Wirtschaft") warf er Bush vor, über den Krieg gegen den Terror die Wirtschaftspolitik vernachlässigt zu haben. Sowieso, ökonomische Debatten finde der 43. US-Präsident eher langweilig. Ein Plus im Staatshaushalt habe er leichtfertig in ein Defizit verwandelt.
Bei allem Respekt...
"Bei allem Respekt, ich bin anderer Meinung", schmetterte Bush zurück. "Ich glaube, Alan liegt voll daneben", sekundierte Dick Cheney, der Vizepräsident mit altbekannter Neigung zum barschen Ton. Nun sitzt Greenspan im Hörsaal der George Washington University und lässt sich interviewen, von Daniel Yergin, einem Wirtschaftshistoriker. Er greift zum Florett, kritisiert Bush, indem er ihn mit Schweigen bedenkt und dafür seinen Vorgänger mit Lob überschüttet.