Linz - Die italienische Bank-Austria-Eigentümerin UniCredit macht offenbar Druck beim Verkauf des oberösterreichischen Faserherstellers Lenzing. In der Branche kursiere das Gerücht, dass die Investmentbank Merrill Lynch den Auftrag hat, mögliche Käufer zu finden. Das berichten die "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN) in ihrer Freitag-Ausgabe.

Eigentümer von Lenzing ist die der Bank Austria nahe stehende B&C-Holding. Sie hält laut Firmenbuch knapp 88 Prozent der Anteile, die Oberbank ist mit gut 2,5 Prozent beteiligt, 9,6 Prozent befinden sich im Streubesitz.

Mehrere Quellen würden besagen, dass UniCredit Geld sehen will und auf den Verkauf des oberösterreichischen Unternehmens, aber auch von anderen Industriebeteiligungen wie Porr und Semperit drängt, heißt es. Damit würden die Italiener deutlich weiter gehen, als die Österreicher vor hatten: Die Bank Austria wollte ihre Beteiligung auf 25 Prozent reduzieren und mit anderen heimischen Kernaktionären und Mitarbeitern den bestimmenden Einfluss am Faserhersteller wahren.

Birla-Interesse intakt

Der mehrfach kolportierte indische Konkurrent Birla zeige laut OÖN nach wie vor großes Interesse. Es gebe aber auch heimische Interessenten. Die Oberbank und die Raiffeisenlandesbank (RLB) Oberösterreich sollen mit anderen Investoren über die Bildung einer Bietergemeinschaft reden und auch mit Investoren im Wiener Raum. Weiters heißt es, dass die RLB gemeinsam mit dem Fonds CVC für Lenzing bieten könnte. CVC hatte schon einmal den Zuschlag für die Lenzing-Übernahme gehabt. Das scheiterte damals jedoch an den EU-Wettbewerbshütern.

Keines der drei Institute wollte die Gerüchte am Freitag auf APA-Anfrage kommentieren. "Aus unserer Sicht gibt es nichts Neues dazu", sagte Bank-Austria-Sprecher Martin Halama.

Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer und Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl (beide ÖVP) appellierten in einer Presseaussendung an UniCredit, die Pläne für die Zukunft der Lenzing AG offenzulegen. Einen Verkauf ans Ausland lehnen die Politiker ab. Eine österreichische Lösung sei aus seiner Sicht möglich, erklärte Pühringer: "Politik und Wirtschaft werden daher alles tun, um eine schrittweise Demontage dieses Vorzeigeunternehmens durch Mitbewerber aus dem Ausland zu verhindern." (APA)