Innsbruck - Österreichs Top-Duo Jürgen Melzer und Stefan Koubek hat am Freitag den Tennis-Davis-Cup in Innsbruck gegen Brasilien souverän gestaltet und in diesem Play-off-Duell in der Olympiaworld nicht einmal einen Satz abgegeben. Nach einem 6:4,6:4,6:4 von Melzer gegen Thomaz Bellucci und einem 6:2,6:3,6:3 von Stefan Koubek gegen Ricardo Mello fehlt dem ÖTV-Team aus den ausständigen drei Partien nur noch ein Sieg zum Verbleib in der Weltgruppe.

Souveräne Gastgeber

Nicht einmal ein Service-Game gaben die beiden Lokalmatadore ab. Melzer wehrte zwei Breakbälle ab und Koubek deren sieben. "Das war eine sportliche Super-Leistung", meinte ÖTV-Kapitän Gilbert Schaller. "Das hat Spaß gemacht, zuzuschauen." Besonders beim Auftritt Koubeks durfte sich der Steirer mit Fortdauer des Matches mehr und mehr zurücklehnen. "Das war eine geile Partie von ihm. Auch Jürgen hat es souverän nach Hause gespielt."

Melzer hatte mit einer starken Aufschlag-Leistung gegen den talentierten 19-jährigen Bellucci eröffnet, gab in Satz drei bei seinem Service nicht einen Punkt ab. "Nachdem ich meine letzten beiden Matches katastrophal gespielt habe, war das heute vom ersten Punkt an souverän", war der 26-Jährige mit sich zufrieden. "Die paar Breakchancen muss man dann halt nützen." Melzer feierte nach 1:55 seinen siebenten Einzel-Sieg im Davis Cup.

Druck gut standgehalten

Wie auch Koubek ist Melzer ausgezeichnet mit dem Druck des Favoriten zurecht gekommen: "Das war nicht leicht, denn jeder hat sich einen Sieg erwartet." Seinem Gegner bescheinigte der Weltranglisten-42. aber dennoch gutes Potenzial. "Für sein Alter ist er schon recht weit", meinte der ÖTV-Profi zu Bellucci. "Er hat ein gutes Service, das er aber noch mehr bringen muss. Und seine Vorhand muss er noch verbessern."

Glücklich mit seinem 17. siegreichen Davis-Cup-Single war Koubek. "Ich habe den Ball gut am Schläger gespürt, hatte einen Super-Touch und war das ganze Match über der bessere Spieler", sagte er. Bemerkenswert, dass der Kärntner auch als schon klar überlegenerer Akteur nicht locker gelassen hat. Schaller: "Dass er so die Konstanz gehalten hat, war beeindruckend. Denn Mello ist ein zäher Bursche. Da hat es Stefan geschafft, ihn unter Kontrolle zu halten."

Vorentscheidung im Doppel möglich

Julian Knowle und Melzer haben es nun am Samstag ab 14:00 Uhr voraussichtlich gegen Andre Sa und Gustavo Kuerten auf ihren Rackets, im Doppel mit dem 3:0 die vorzeitige Entscheidung herbeizuführen. "Wir sind da Favorit", zeigte sich Schaller optimistisch. "Wir haben mit Julian einen Grand-Slam-Sieger, auch Jürgen ist Doppel-Weltklasse. Zwar war auch Kuerten Grand-Slam-Sieger, aber im modernen Tennis hat das keine Bedeutung."

Etwas anders denkt da Brasiliens Kapitän Francisco Costa, er gibt auch den Länderkampf generell noch nicht verloren. "Wir haben eine gute Chance, das Doppel zu gewinnen, und dann sehen wir weiter." Enttäuscht war der Ex-Davis-Cupper nur von der Leistung Mellos, im Gegensatz zur Vorstellung von Bellucci: "Es war das erste Davis-Cup-Match von Thomaz, dafür hat er gut gespielt."

Enttäuschend war das Zuschauer-Interesse mit nur einigen hundert Fans. Herrliches Spätsommer-Wetter und etliche andere in der Tiroler Landeshauptstadt an diesem Wochenende angesetzte Veranstaltungen waren zumindest am Auftakt-Tag der Konkurrenz für den Hallen-Event Davis Cup zu viel. Melzer: "Leider können wir daran nichts ändern. Wir können nicht mehr als unser Bestes spielen." (APA)