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Ewald Nowotny wird an der Spitze der Notenbank landen.

Foto: APA/Oczeret
Wien – Während die Politik eifrig dabei ist, die Finanzmarktaufsicht neu zu ordnen, wird im Hintergrund an der Nachfolge für den Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Klaus Liebscher (68), gearbeitet. In den vergangenen Wochen wurden offenbar Nägel mit Köpfen gemacht; die Notenbank wird künftig unter Führung eines Sozialdemokraten stehen. Nachfolger Liebschers – er ist der ÖVP zuzurechnen – soll Ewald Nowotny (63) werden, derzeit Chef der Bawag.

Schwarz-rote Gleichung

Gerüchte, dass die OeNB in roten (Manager)-Händen landen wird, gibt es seit der Regierungsbildung; die Gleichung: schwarzer Finanzminister (Wilhelm Molterer) gegen roten OeNB-Chef. Schon Anfang des Jahres hatte der STANDARD berichtet, dass Nowotny gute Karten für den Spitzenjob hat. Der langjährige SPÖ-Nationalratsabgeordnete und Ex-Vizerektor der Wiener Wirtschaftsuniversität hatte mit seinem Einspringen in die und seinem Einsatz für die krisengeschüttelte Bawag die Herzen aller Couleurs erobert.

In den vergangenen Wochen wurde der Plan politisch akkordiert. Laut dem STANDARD vorliegenden Informationen ist die schwarz-rote Zustimmung eingeholt, die zweckdienlichen Gespräche auf höchster Ebene (Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Vizekanzler Molterer) sind bereits geführt.

Keine Bestätigungen

Bestätigungen sind nicht zu bekommen, im Finanzministerium heißt es nur, dass "wir Gerüchte nicht kommentieren". Und OeNB-Generalratsmitglied Nowotny selbst (er müsste seinen funkelnagelneuen Vertrag mit Bawag-Aktionär Cerberus auflösen) pflegt darauf zu verweisen, "dass es schlechter Stil wäre, so ein Thema ein Jahr vor Vertragsablauf überhaupt zu diskutieren".

Bis zur endgültigen Entscheidung der sensiblen Personalie wird es freilich noch dauern. Schließlich gilt es, ein ganzes Personalpaket zu schnüren, und auch das will politisch abgeklärt sein. Zuvor soll nämlich noch die gänzlich umstrittene neue Kompetenzverteilung zwischen Notenbank und FMA in Aufsichtsfragen geklärt werden. Erst wenn klar ist, wer auf welchem Sessel landen und vom Otto Wagner Platz (OeNB) in die Praterstraße (FMA) übersiedeln wird, steht auch der Gouverneur.

Konkurrenten

Konkurrenten für den reputierlichen Posten hat Nowotny übrigens trotzdem. Gerüchtehalber etwa OeNB-Vizegouverneur Wolfgang Duchatczek (VP), OeNB-Direktoriumsmitglied Peter Zöllner (SP) – und seinen Stellvertreter in der Bawag, Stephan Koren. Er ist der Sohn des gleichnamigen früheren OeNB-Präsidenten. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23.9.2007)