Bregenz - Nach den jüngsten Festnahmen ist in Österreich die
Diskussion über die Gefahr von militanten Islamisten aufgeflammt. Der
Vorarlberger Integrationsexperte Adnan Dincer schließt nicht aus,
dass es bei etwa 400 Gebetsräumen in Österreich einzelne
Sympathisanten gebe. Er lebe seit 30 Jahren in Vorarlberg, habe aber
in dieser Zeit noch keine Hasspredigten gehört, sagte Dincer im
Samstag-Interview von Radio Vorarlberg. In den Predigten werde der Terror strikt abgelehnt, betonte der Integrationsexperte.
"Einen großen Nachholbedarf" sieht Dincer
allerdings beim Integrationswillen und zwar sowohl von Seiten des
Landes als auch von Seiten der Migranten. "Die Integrationsarbeit ist
noch in den Kinderschuhen", sagt Dincer. Früher hätten die Migranten
das Gefühl gehabt, irgendwann wieder nach Hause zu gehen. Seit
einigen Jahren sei das anders. "Viele Migranten haben erkannt, dass
sie nicht mehr zurückkehren können und Vorarlberg zu ihrer Heimat
geworden ist."
Hilfe bei Identitätssuche
Es gebe aber auch Jugendliche der dritten und vierten Generation,
die auf der Suche nach ihrer Identität seien. "Sie wissen nicht,
sollen sie ihre Herkunftsidentität oder die Identität in dem Land, in
dem sie aufgewachsen sind, annehmen." Diesen Jugendlichen müsse man
Hilfestellung anbieten. Die Jugendarbeit müsse vermehrt mit
migrantischen Organisationen zusammen arbeiten, um diese Jugendlichen
zum Beispiel in die öffentlichen Jugendhäuser zu bringen. Es brauche
sehr viel Anstrengung von beiden Seiten, meinte Adnan Dincer. (APA)