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Yasuo Fukuda auf dem Sessel des LDP-Vorsitzenden

Foto APA/epa/Itsuo Inouye /
Gleich nach seiner Wahl zum Parteivorsitzenden von Japans Liberaldemokraten und damit zum nächsten Premierminister des Landes trat Yasuo Fukuda zu seiner ersten Mutprobe an: Probe sitzen im Chefsessel. Vor laufenden Kameras ließ der 71-Jährige sich in das schwarze Lederungetüm im LDP-Hauptquartier plumpsen, drehte sich ein wenig hin und her und sagte in einer seiner seltenen Gefühlsregungen: "Wirklich hart, dieser Stuhl."

Fukuda traf wie gewohnt den Nagel auf den Kopf. Der Ledersessel gleicht schon in normalen Zeiten einem Schleudersitz. Im Schnitt hielten es die Parteichefs - mit der Ausnahme Junichiro Koizumis - kaum länger als ein Jahr darauf aus. Fukudas Vorgänger Shinzo Abe beispielsweise schmiss vor zehn Tagen nach nicht einmal einem Jahr politisch entkräftet und gesundheitlich angeschlagen zermürbt das Amt hin.

Doch Fukuda soll nun auf seine alten Tage das Kunststück fertig bringen, die von Korruption und Skandalen zerfressene Partei vor ihrem Niedergang zu retten, obwohl er als erster LDP-Chef gegen eine Oppositionsmehrheit im Oberhaus regieren muss. Eine Opposition zudem, die der Regierung öffentlich mit einer Totalblockade gedroht hat, um baldigst vorgezogene Wahlen des Unterhauses zu erzwingen.

Für die Führer seiner Partei ist der Späteinsteiger in die Politik der einzig mögliche Retter. Denn Fukuda ist in mehrfacher Hinsicht ein Novum in Japans Nachkriegsgeschichte. Er ist der erste Sohn eines Premiers, der auch Premier wird. Sein Vater Takeo unterzeichnete während seiner Amtszeit das Friedensabkommen mit China.

Fukuda wurde am 16. Juli 1936 in der Präfektur Gunma geboren. Sein Vater ging in die Politik und Fukuda zog mit nach Tokio. Er schloss die Waseda-Universität ab, eine der Eliteuniversitäten des Landes. Doch statt seinem Vater zu folgen, arbeitete er 17 Jahre in einem Ölkonzern. Erst 1978 machte sein Vater ihn zu seinem politischen Sekretär, 1990 übergab er ihm sein Mandat. Ruhm erlangte Fukuda dadurch, die längstdienende japanische Kabinettsamtschef aller Zeiten zu sein. Unter den Premiers Yoshiro Mori und Junichiro Koizumi erklärte er insgesamt 1289 Tage dem Volk in zwei täglichen Pressekonferenzen die Politik der Regierung, bis er wegen nicht gezahlter Pensionsbeiträge zurücktreten musste.

In dieser Zeit erwarb er mit seinem buchhalterischen Auftreten den Ruf eines kühlen und sachlichen Politikers, eines hervorragenden Koordinators der Macht. Doch unter der beherrschten Oberfläche ist er als scharfzüngig bis zur Beleidigung und zuweilen als jähzornig bekannt. Außenpolitisch will er Abes Annäherung an China fortführen, aber - anders als dieser - einen echten Dialog mit Nordkorea führen. (Martin Koelling/DER STANDARD, Printausgabe, 24.9.2007)