Die ob ihrer Regulierungswut häufig kritisierte EU-Kommission agiert in Sachen Gentechnik im Schneckentempo. Während der Europäische Gerichtshof puristische Alleingänge von Regionen wie Oberösterreich abschmettert, ist die Kommission extrem säumig mit der Bereitstellung eines praktikablen und vor allem antizipierbaren Rahmens, der den Mitgliedern Rechtssicherheit gibt.

Bei allem Verständnis für die recht komplexe Problemstellung: Dass es zu wenig bis keine Vorgaben gibt, macht es dem Bauern am Feld nicht einfacher. Denn die Vertreter der Agrar-Gentechnik – Chemie- und Saatguthersteller – sind nicht so zaghaft unterwegs. Eine ganze Reihe neuer Pflanzen mit gentechnischen Veränderungen stehen zur Genehmigung an.

Mit jedem neuen Produkt wird die Frage der Koexistenzregeln für ein Nebeneinander von traditioneller und biologischer Landwirtschaft mit einer, die auf gentechnisch verändertes Saatgut setzt, drängender. Auf europäische Koexistenzvorgaben warten Wirtschaft und Konsumenten bereits seit 2003 und bisher erfolglos.

Daran wird sich so schnell auch nichts ändern. In der bewährten Polit-Manier "wenn ich nicht mehr weiterweiß, dann gründ' ich einen Arbeitskreis" soll nun ein "Koexistenz-Büro" eingerichtet werden. Dies mit der Begründung, dass solche Koexistenzregeln in Finnland anders auszusehen haben als in Griechenland. Spätestens bei dieser Argumentation wird die Brüsseler Politik zur Farce: Alleingänge wie in Oberösterreich werden nicht toleriert. Aber die Tatsache, dass die Gentechnik-Problematik regional und deshalb umständlich zu lösen ist, dient als Entschuldigung dafür, dass immer noch keine ordentliche europaweite Regelung geliefert wurde. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.9.2007)