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Meinl European Land hat sich einen Stopp verordnet und wird "proaktiv": Sowohl die Unternehmensstruktur als auch Sitz- und Eigentums-fragen werden überdacht.

Foto: APA/Helmut Fohringer
Die in Turbulenzen steckende Meinl European Land geht in die Offensive. Mit Investmentbankern prüft sie eine neue Struktur, auch ein Verkauf der Partly Paid Shares und eine Übernahme sind nicht ausgeschlossen.

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Wien - Die an der Wiener Börse notierte Immobiliengesellschaft Meinl European Land (MEL; Sitz auf Jersey) setzt Zeichen. Nachdem ein Rückkauf eigener Aktien (Kaufpreis: 1,8 Mrd. Euro) bekannt geworden war, stürzte der Kurs massiv ab, Finanzmarktaufsicht FMA und Notenbank prüfen, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Julius Meinl V. und andere.

Am Montag hat das MEL-Management seinen Beschluss mitgeteilt, mit der Investmentbank Merrill Lynch "umfangreiche Maßnahmen zur Veränderung in der Unternehmensstruktur, strategischen Ausrichtung und zur Verbesserung der Kapitalmarktstandards zu prüfen und zu evaluieren". Ein Vorhaben, das "einige Monate" in Anspruch nehmen werde, und dessen Ergebnisse allenfalls von der Hauptversammlung abgesegnet würden.

"Maßnahmen", die die MEL unter anderem aufzählt: Verstärkung des Managements, Einhaltung des österreichischen Corporate Governance Kodex "mit freiwilliger Anwendung von Grundsätzen des österreichischen Aktienrechts", "Evaluierung des Instruments der Partly Paid Shares, künftiger Dividendenzahlungen und Prüfung von strategischen Optionen und Partnerschaften". Anders ausgedrückt, so MEL-Sprecher Rupert-Heinrich Staller zum Standard: "Es gibt nichts, worüber wir nicht nachdenken." Das gelte eben auch für die Partly Paid Shares, von denen derzeit nur bekannt ist, dass eine Tshela Nominees in Aruba als Treuhandstelle fungiert. Ob ein Verkauf dieser nur mit einem Cent teil-einbezahlten aber mit vollem Stimmrecht ausgestatteten Anteile möglich sei? Staller: "Auch darüber werden wir nachdenken, diese Aktien könnten auch für Partner interessant sein."

Überhaupt scheint es theoretisch kein Tabu beim neuerdings "proaktiven Weg der MEL" (Staller) zu geben: Auch eine gänzliche Übernahme schließt der Unternehmenssprecher nicht aus, nämlich, "wenn jemand mit einem dicken Portemonnaie kommt und den Aktionären ein tolles Angebot macht". Die (um 20,43 Euro je Stück) teuer zurückgekauften eigenen MEL-Zertifikate "geben wir aber sicher nicht unter 20,43 Euro an den Markt zurück".

Nicht zurückziehen wird sich die MEL aus dem Prime-Market der Wiener Börse, im Gegenteil, "wir hoffen auf mehr Unterstützung unserer Arbeit durch die Börse".

Was die Frage der Steuerpflicht betrifft, dürften die ersten Analysen bereits sehr bald auf dem Tisch liegen: Die Wirtschaftstreuhänder von Leitner&Leitner sind im MEL-Auftrag bereits dabei zu eruieren, ob die Gesellschaften trotz Sitz auf Jersey nicht ohnedies in Österreich steuerpflichtig sind.

Ex-Finanzminister und Meinl-International-Power- Manager Karl-Heinz Grasser betonte indessen am Montag in der ZIB2, er habe "rein gar nichts" mit MEL zu tun. Er wies "sämtliche Vorwürfe" aus einer anonymen Anzeige "auf das Schärfste zurück". Zu seiner Rolle bei MIP sagte er, man solle "nach 100 Tagen Bilanz ziehen". (APA, gra, szem DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.09.2007)