Betrachtet Skifahren noch immer als Breitensport, auch wenn das Vergnügen von Jahr zu Jahr teurer wird.

Foto: Standard/Regine Hendrich
Der Chef des Fachverbands der Seilbahnen, Erik Wolf, verteidigt die teureren Liftkarten und verweist auf gestiegene Preise für Energie und den zusätzlichen Kostenposten Kunstschnee und erklärt, warum er dennoch nicht glaubt, dass Skifahren Luxus ist.

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STANDARD: Noch hat der Winter nicht begonnen, schon ist absehbar, dass es der teuerste aller Zeiten werden wird. Die Preise für Saisonpässe und Tageskarten werden um bis zu vier Prozent angehoben. Sind Preise zwischen 24 und 41 Euro pro Tag noch argumentierbar?

Wolf: Eindeutig ja. Ob Energie, Baukosten oder Personal: Alles ist teurer geworden. Wenn man den vergangenen Winter hernimmt und sich ansieht, was da an den Seilbahnen hängen geblieben ist, allein an Kosten für das Schneemachen, ist klar, dass das nicht folgenlos bleiben kann. Angesichts der Tatsache, dass die Branche null Subventionen bekommt, sind Preissteigerungen von drei bis vier Prozent ganz normal.

STANDARD: Die Seilbahnen haben vor allem in den 1990er-Jahren sehr gut verdient. Was ist mit den Rücklagen passiert? < b="">Wolf: Die Branche hat gute Umsätze gemacht, das ist ein Unterschied. Denn gleichzeitig wurde auch enorm viel investiert – durchschnittlich bis zu 40 Prozent des jährlichen Umsatzes der Branche. Eine ähnlich hohe Investitionsquote gibt es sonst kaum wo. Das treibt natürlich auch die Abschreibungen in die Höhe. Zusätzlich kommen die Kostenbelastungen aus der Beschneiung hinzu. Auch das muss aus den Rücklagen finanziert werden, weil sich außerhalb der Seilbahnbranche bis jetzt niemand an den Kosten beteiligen wollte.

STANDARD: Würden Hoteliers oder Tourismusverbände mitzahlen, gäbe es die Liftkarten billiger?

Wolf: Das ist denkbar. Wenn die Last auf mehr Schultern verteilt wird, ist der Kostendruck auf den einzelnen niedriger. Ein Kubikmeter Kunstschnee kostet rund drei Euro. Für die Beschneiung einer Piste mit einem Kilometer Länge und 30 Meter Breite muss man mit rund 9000 Kubikmeter kalkulieren. Ein Beschneiungsaggregat kostet rund 35.000 Euro, ein durchschnittlich großes Skigebiet braucht rund 250 davon. Daran kann man ermessen, wie teuer das Ganze ist.

STANDARD: Ist Skifahren angesichts der Preisentwicklung nicht schon jetzt purer Luxus?

Wolf: Das glaube ich nicht, den Leuten geht es immer besser. Wir müssen keinen Vergleich scheuen. Eine Tennisstunde beispielsweise kostet bis zu 15 Euro. Eine Liftkarte ist zwar teurer, man kann damit aber acht Stunden lang Skifahren.

STANDARD: Eine Familie mit zwei Kindern kommt unter 200 Euro pro Tag inklusive Essen aber kaum durch.

Wolf: Wir sind in Österreich Gott sei Dank gesegnet mit sehr vielen Skigebieten. Von Zwei-, Drei- bis Vier- und Fünfsterne-Skigebieten ist alles da. Wenn eine Familie mit Kindern entscheidet, in ein Fünfsterne-Skigebiet zu fahren, ist die Kostenstruktur natürlich eine andere wie wenn sie in ein Zwei- oder Dreisterne-Skigebiet fährt.

STANDARD: Fürchten Sie nicht, dass nach dem vergangenen schneearmen Winter heuer Gäste ausbleiben?

Wolf: Zumindest die Gäste, die im vorigen Winter bei uns waren, werden wiederkommen, Die waren mit dem, was wir angesichts der widrigen Umstände hingekriegt haben, durchaus zufrieden. Was wir verstärkt tun müssen ist, jene Gäste, die nicht bei uns waren, davon überzeugen, dass man bei uns Skifahren kann, auch wenn in Wien, München oder anderswo kein Schnee liegt.

STANDARD: Was schwebt Ihnen da vor?

Wolf: Wir müssen speziell die Beherbergungsbetriebe stärker einbinden und sie mit Pisteninformationen füttern. Viele Hoteliers oder Privatzimmervermieter sind selbst lange nicht mehr Ski gefahren, kennen die Pisten nur vom Blick aus dem Schlafzimmer und entsprechend sieht oft die Information der Gäste aus, die telefonisch Auskunft einholen. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.09.2007)