Lima - Der schwerer Menschenrechtsverbrechen und Korruption bezichtigte frühere peruanische Präsident Alberto Fujimori könnte nach seiner Auslieferung schon in einem Monat zu einer ersten Haftstrafe verurteilt werden. Ein Strafverfahren wegen einer illegalen Hausdurchsuchung bei seinem früheren Geheimdienstchef Vladimiro Montesinos im Jahre 2000 sei so weit fortgeschritten, dass in Kürze ein Urteil ergehen könne, berichteten nationale Medien am Montag unter Berufung auf die Justiz. In diesem Verfahren hat die Anklage sieben Jahre Haft beantragt. Der 69-Jährige war erst am Samstag von Chile an Peru ausgeliefert worden.

Bei der Hausdurchsuchung im Oktober vor sieben Jahren hatte Fujimori nach Zeugenaussagen einen falschen Staatsanwalt geschickt, bei dem es sich in Wirklichkeit um einen Polizisten handelte. Montesinos hatte das Land mit einem Netz aus Spitzeln überzogen und Millionenbeträge zur Bestechung eingesetzt. Die Übergabe der Schmiergelder ließ er stets filmen, um die Empfänger später erpressen zu können. Die Justiz geht davon aus, dass die 60 Koffer, mit denen sich Fujimori im November 2000 nach Japan absetzte, viele der brisanten Videos von Montesinos enthielten.

Massaker

Die anderen Strafprozesse, bei denen es um zwei Massaker der Sicherheitskräfte mit insgesamt 25 Toten sowie um Korruption geht, dürften nach Schätzungen politischer Beobachter in Lima jedoch Monate wenn nicht Jahre in Anspruch nehmen. Wegen der Massaker drohen Fujimori bis zu 30 Jahre Haft.

Unterdessen zerstörten mutmaßlich Anhänger Fujimoris in Lima ein Mahnmal für die Opfer der politischen Gewalt zwischen 1980 und 2000 und malten die Trümmer orange in den Farben der Fujimori-Parteien an. Nach Angaben der offiziellen Untersuchungskommission "Wahrheit und Versöhnung", die ihren Abschlussbericht 2003 vorlegte, wurden in den 20 Jahren etwa 70.000 Menschen bei dem Konflikt zwischen linken Rebellen und dem Staat umgebracht. 20 000 davon gingen nach diesen Angaben auf das Konto der Sicherheitskräfte. (APA/dpa)