Auch ich habe mich schon über die Überschrift von Hülsmanns Beitrag ("Soziales Wirtschaften: besser ohne Staat") gewundert. Ein Verweis auf den angeblichen theoretischen Begründer der "liberalen" Marktwirtschaft, Adam Smith, mag dabei hilfreich sein, in dem man an die Hunderte von Seiten im fünften Buch von "Wealth of Nations" erinnert, wo der "Adam" der modernen theoretischen Ökonomie die Notwendigkeit staatlicher Aufgaben geradezu beschwört. Aber vielleicht genügt fernab jeder Theorie auch ein Blick auf Mogadiscio, um die desaströsen Verhältnisse bei jedweder Absenz staatlicher Institutionen in den Blick zu bekommen.
Ich halte – hier schließe ich an Altvater an - die Diskussion, ob Markt- oder Staatsversagen Krisen herbeiführen könne, für unendlich fad und zwar deshalb, weil die Vorstellung des Versagens notwendigerweise von einem idealen Bezugspunkt einer möglichen perfekten Welt ausgeht und Abweichungen davon eben als "Versagen", als "Imperfektion" ausweist. Dass Ökonomen die perfekte Welt des Marktes zumindest als zentralen theoretischen Bezugspunkt nach wie vor nicht aufgegeben haben, kann man in jedem (Mikro-)Lehrbuch sehen, wo die Marktformen immer mit dem Modell der vollständigen Konkurrenz (perfekten Welt) beginnen und andere Formen unter Bezug darauf (als Imperfektionen) dargestellt werden.
Auch die theoretische Diskussion über die Erlaubtheit von Wirtschaftspolitik muss Marktimperfektionen voraussetzen. Dies scheint mir nicht nur ein theoretisches Spiel zu sein, sondern kommt auch in den vorherrschenden wirtschaftspolitischen Rezepten ("Privatisierung", "Deregulierung") vor. Auch in Hülsmanns Beitrag kommt diese Art des Denkens ganz klar zum Vorschein.
Zum Wörgler Versuch in der ersten Republik merke ich an, dass Tauschringe nur lokal beschränkt auf Zeit funktionieren können. Im übrigen hat die Oesterreichische Nationalbank meines Wissens diesen Versuch abgedreht, weil dieses "Wörgler Geld" ja die währungspolitische Hoheit der OeNB unterminiert hat.